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Ein Turnierdirektor geht, die Geschlechterdebatte wird schärfer

Raymond Moore muss nach abfälligen Bemerkungen über die Tennisspielerinnen in Indian Wells zurücktreten

  • Cai-Simon Preuten
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Rücktritt von Turnierdirektor Moore ist selbstverständlich. Doch die Tennisspielerinnen kämpfen für mehr: Gleichberechtigung.

Indian Wells. Machosprüche, sexistische Kommentare und die ewige Diskussion über Gleichberechtigung der Geschlechter: Die Preisgelddebatte im Profitennis hat nach dem Turnier in Indian Wells wieder gehörig Fahrt aufgenommen und an Schärfe zugelegt. Turnierdirektor Raymond Moore, der den Stein mit seinen abfälligen Bemerkungen über das Frauentennis überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte, ist unter dem massiven Druck eingeknickt und zurückgetreten - angesichts der immensen Kritik an seiner Person der einzige logische Schritt.

»Wenn ich eine Spielerin wäre, würde ich jeden Abend auf die Knie gehen und Gott dafür danken, dass Roger Federer und Rafael Nadal geboren wurden. Denn die haben diesen Sport getragen«, hatte der Südafrikaner gesagt und sich damit Zorn von allen Seiten zugezogen. Dem 69-Jährigen blieb bei dem stürmischen Gegenwind nichts anderes übrig als sich zunächst für seine »irrtümlichen Kommentare« zu entschuldigen und wenig später zurückzutreten.

Die US-Ikonen Serena Williams, Martina Navratilova und Billie Jean King hatten ihrem Ärger über Moore da bereits Luft gemacht. »Wir Frauen sind einen langen Weg gegangen und sollten niemals vor irgendjemandem auf die Knie fallen«, sagte Williams (34) nach ihrer Finalniederlage gegen Wiktoria Asarenka. King (72), einst Vorkämpferin für die Gleichberechtigung im Tennis, nannte Moores Auslassungen »auf so vielen Ebenen falsch«, sie sei »sehr enttäuscht«.

Zu allem Überfluss sorgte dann auch noch Dominator Novak Djokovic mit fragwürdigen Äußerungen für neuen Zündstoff. Der Serbe sagte nach seinem fünften Triumph beim Masters in der kalifornischen Wüste, er ziehe den Hut vor dem Kampf der WTA für gleiches Preisgeld bei Frauen und Männern. »Aber die Statistiken zeigen, dass Männertennis viel mehr Zuschauer hat. Das ist einer der Gründe, warum wir vielleicht mehr bekommen sollten«, meint Djokovic: »Die Frauen sollten dafür kämpfen, was sie für angemessen halten, und wir sollten dafür kämpfen, was wir für angemessen halten.«

Die 18-malige Grand-Slam-Siegerin Navratilova kritisierte den Serben umgehend. »So sehr ich Novak Djokovic liebe, er versteht einfach nicht, warum Frauen und Männer das Gleiche verdienen müssen, wenn sie in kombinierten Turnieren antreten«, sagte die 59-Jährige: »Ich dachte, wir hätten das Thema längst abgehakt.«

Steve Simon, Vorsitzender der Spielerinnenorganisation WTA, bezeichnete die Kommentare seines früheren Kollegen Moore als »enttäuschend und alarmierend«. Die WTA stehe für sich alleine und sei auf den Prinzipien der Gleichberechtigung errichtet worden. Moore hatte behauptet, die WTA treffe keine eigenen Entscheidungen und befinde sich nur im Schlepptau der Männertour. Prompt sah sich auch die ATP, Organisation der männlichen Tennisprofis, zu einer Stellungnahme genötigt. Deren Präsident Chris Kermode nannte Moores Erklärungen »abfällig und geschmacklos«, wies jedoch darauf hin, dass die Frauen auf ihrer eigenen Tour unterwegs sind und alle Turniere das Recht haben, das Preisgeld selbst festzulegen.

Djokovic, der bald die 100-Millionen-Dollar Preisgeld-Grenze durchbrechen wird, erkannte richtig, dass es sich bei der Debatte um ein »sehr delikates und sensibles Thema« handelt und sich Moore »politisch nicht korrekt und vielleicht etwas übertrieben« geäußert hat. Warum er sich dennoch dazu hinreißen ließ, sich in die pikante Diskussion einzumischen, bleibt sein Geheimnis. SID/nd

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