Weltgrößte Wasserschlacht trocknet aus

Thailand wird von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten heimgesucht

  • Mathias Peer, Bangkok
  • Lesedauer: 3 Min.
In hunderten Dörfern Thailands ist eine Notversorgung mit Wasser nötig. Das Neujahrsfest, das mit Wasserschlachten gefeiert wird, ist wegen der Dürre gefährdet.

Laute Musik, Bier und Wasserpistolen mit Tanks voller Eiswasser: Auf Bangkoks Touristenstraße Khao San hat Thailands traditionelles Wasserfest, das jedes Jahr im April stattfindet, kaum noch etwas mit den alten Bräuchen zu tun. Früher träufelten junge Thailänder anlässlich von Songkran, wie das Neujahrsfest heißt, ein paar Tropfen über die Hände älterer Verwandter und badeten ihre Buddha-Statuen.

Inzwischen hat sich das mehrtägige Festival, das nach dem thailändischen Mondkalender das neue Jahr einleitet, nicht nur zu einer exzessiven Party entwickelt - sondern auch zur weltgrößten Wasserschlacht.

Doch in diesem Jahr droht die Feier auszutrocknen. Thailand leidet als Folge des Klimaphänomens El Niño unter der schwersten Dürre seit mehr als zwei Jahrzehnten. 700 Dörfer im Nordosten des Landes haben mit akuter Trinkwasserknappheit zu kämpfen. Tanklaster sind unterwegs, um eine Notversorgung der am schwersten betroffenen Gebiete sicherzustellen. Landesweit fürchten Bauern um ihre Ernte - und die Tourismusindustrie um ihr Geschäft.

Denn die Einnahmen zum Neujahrsfest werden wohl deutlich geringer ausfallen als in den Jahren zuvor. Die Stadtverwaltung von Bangkok will das Fest eindämmen und damit den Wasserverbrauch reduzieren, der an den Feiertagen drei Mal höher liegt als an normalen Tagen. So soll statt an vier nur noch an drei Tagen gefeiert werden. Zudem sollen die Wasserschlachten nach dem Willen der Behörden bereits 21 Uhr enden.

Auch in Korat, der zweitgrößten Stadt Thailands, ordnete die Verwaltung Zurückhaltung bei den Wasserspielen an. Die Regierung rief ebenfalls zum Wassersparen auf: »Die Bevölkerung soll darauf verzichten, eimerweise Wasser zu verschütten«, sagte Regierungssprecher Sansern Kaewkamnerd. Er bat stattdessen, die traditionelle Methode anzuwenden - also Freunde und Verwandte lediglich vorsichtig zu bespritzen.

Ob die Appelle Gehör finden werden, wird bezweifelt. Kritiker halten die Vorschriften für kaum durchsetzbar. Wer werde das Ende der Wasserschlachten um neun Uhr abends kontrollieren, fragt Alan Dawson, Kommentator bei der »Bangkok Post«. Er meint: »Und wie hoch ist die Strafe, wenn man ein Mitglied der Stadtverwaltung noch um zehn Uhr mit einem kleinen Eimer übergießt?« Die Wirtschaft will kooperieren. Händler versorgten das Partyvolk und ihre Wasserpistolen in der Vergangenheit rund um die Uhr mit Nachschub. Sie können nun zur Sperrstunde den Hahn abdrehen. Auch Hotels wurden aufgefordert, Wasser zu sparen.

Deutlich zu spüren ist die Dürre bereits bei den Bauern. Die Reisernte wird laut Prognosen der Statistikbehörden um mehr als 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einbrechen. 15 der 76 Provinzen gelten inzwischen als Katastrophengebiete. Leitungswasser gibt es in Teilen des Landes nur noch wenige Stunden am Tag.

Die Beschränkungen für die Wasserspiele in Bangkok sieht Vizegouverneur Amorn Kijchawengjul als symbolische Geste: »Wir wollen nicht, dass die Stadtbewohner Wasser achtlos verschwenden, während die Bauern leiden müssen.«

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