Mit echten Duellen gäbe es mehr Aufmerksamkeit
Schachweltmeisterin Hou Yifan wünscht sich ein WM-Reglement wie bei den Männern
Hatten Sie das klare Ergebnis von 6:3 in Ihrem WM-Match erwartet?
Ich bin voller Zuversicht nach Lviv gereist und freue mich, den Titel zurückgeholt zu haben. Dennoch war es schwierig, weil vorher viel abseits des Bretts passiert war. Vor allem die Verschiebung war psychologisch schwierig zu meistern. Ich bin mit meiner Leistung zufrieden und froh, dass mich das nicht beeinflusst hat.
Wie lange haben Sie sich denn auf das Duell mit Maria Musitschuk vorbereiten können?
Es sollte im Oktober 2015 stattfinden und wurde dann auf März verschoben. Da andere Turniere aber vor dieser Ankündigung schon feststanden, begann meine ernsthafte Vorbereitung auf das Match erst im Februar. Das war sehr kurz.
Wie wichtig war dabei Ihr Trainer Wladimir Tschutschelow?
Sehr wichtig. Wir haben auch nicht zum ersten Mal zusammengearbeitet. Ich bin ganz glücklich, dass ich zudem auch wieder das Wissen von verschiedenen starken Großmeistern aus China aufnehmen konnte. Das hat meinen Horizont erweitert und mir geholfen, Schach besser zu verstehen.
Die Verschiebung war jedoch nicht Ihr einziger Kritikpunkt.
Nein, daher sind trotz des Erfolgs auch nicht all meine Gefühle positiv. Die Ermittlung der Weltmeisterin ist aus meiner Sicht vor allem bei den Knockout-Turnieren alle zwei Jahre ungerecht, und ich glaube, ich bin nicht die einzige, die so denkt. Das Reglement sollte verändert werden. Ein echtes WM-Duell, von mir aus mit einem vorherigen Kandidatenturnier wie bei den Männern, würde auch mehr Aufmerksamkeit generieren.
Wie geht es nun weiter für Sie?
Ich beende im Sommer mein Studium Internationaler Beziehungen und beginne jetzt meine Diplomarbeit. Die Zeit rennt. Auch deswegen war der März kein idealer Termin für mich. Doch ich versuche mein Bestes, um das Studium bald abzuschließen.
Und neue Schachturniere?
Ganz sicher werde ich meine Anstrengungen am Brett nach dem Studium wieder verstärken.
Spielen Sie auch wieder in Deutschland wie 2015 beim Chess-Meeting in Dortmund, als Sie die einzige Frau unter Weltklassespielern waren?
Na sicher! Abgesehen davon, dass ich damals leider Vorletzte wurde, war das eine wertvolle Erfahrung. Es wäre großartig, wenn man mich wieder einladen würde.
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