Verdient! Wolfsburg besiegt Real Madrid
Mit 2:0 gewinnt der VfL das Viertelfinalhinspiel in der Champions League
Klaus Allofs hatte einen merkwürdigen Vergleich gezogen. Eigentlich seien Mannschaften wie Real Madrid, Bayern München, Paris St. Germain oder der FC Barcelona übermächtig. Aber am ehesten sei aus diesem Kreis der europäischen Topteams, die allesamt noch im Viertelfinale der Champions League vertreten sind, Madrid schlagbar, meinte der Manager des VfL Wolfsburg. »Diese Chance wollen wir unbedingt nutzen«, hatte Allofs vor dem Hinspiel gegen Real gesagt.
Was verdächtig nach Zweckoptimismus klang, war am Mittwochabend für die Wolfsburger Fans unter den 26.400 Zuschauern in der Arena am Mittellandkanal schon nach 25 Minuten freudvolle Realität. 2:0 führte der VfL gegen Real Madrid. Das erste Tor hatte Ricardo Rodriguez nach 18 Minuten vom Elfmeterpunkt erzielt, nachdem André Schürrle zuvor von Casemiro nur mit einem Foul am Torabschluss gehindert werden konnte. Der zweite Treffer gelang Maximilan Arnold aus sieben Metern. Vorbereitet hatte ihn der fleißige Rechtsaußen Bruno Henrique.
In der ersten Viertelstunde hatte nichts auf solch einen Verlauf der ersten Halbzeit hingedeutet. Die Madrilenen traten dominant und – mit dem Sieg am vergangenen Wochenende beim FC Barcelona – extrem selbstbewusst auf. Vor allem das unglaublich treffsichere Offensivtrio Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Karim Benzema spielte gleich groß auf. Diese drei haben bislang zusammen 82 Saisontore erzielt, und damit 30 mehr als die gesamte Wolfsburger Mannschaft.
Schon nach zwei Minuten lag der Ball im Gehäuse von Torwart Diego Benaglio. Doch Ronaldo stand bei seinem Treffer im Abseits. Drei Minuten später flankte der Portugiese, Bale traf aber den Ball zwölf Meter vor dem VfL-Tor nicht richtig. In der neunten Minute sprintete Bale die linke Außenbahn entlang, seine Hereingabe von der Grundlinie konnte Benaglio nur ganz knapp vor dem einschussbereiten Ronaldo abfangen. Nach 14 Minuten zeigte sich dann Benzema das erste Mal. Nach einem Traumpass von Toni Kroos ließ er noch einen Gegenspieler aussteigen, blieb aber letztlich an Benaglio hängen. Dies blieb aber die einzig nennenswerte Aktion des Franzosen
Die Kehrseite des beeindruckenden Offensivspiels von Real ist die oft zu nachlässige Abwehrarbeit. Schon beim ersten Wolfsburger Angriff nach zwölf Minuten reichte ein Pass von Arnold auf den schnell gestarteten Julian Draxler und dessen Flankenwechsel auf die rechte Seite, schon stand Henrique allein vor dem Madrider Tor. Dessen Kopfball aber war zu unscharf und unpräzise. Nach dem 2:0 versuchten die Wolfsburger, das Spiel etwas mehr zu kontrollieren. Dies gelang ihnen unter anderem auch, weil sie sich auch immer besser auf Reals Angriffe einstellen konnten. Mit dem Zwei-Tore-Vorsprung ging es in die Kabinen.
Sehr viel früher waren die Madrilenen wieder zurück auf dem Rasen. Auch die Körpersprache verriet, dass sie sich was vorgenommen hatten. Und schon vier Minuten nach dem Wiederanpfiff hatten sie auch die erste Torchance. Nach Vorarbeit von Bale zielte Ronaldo aber zu ungenau. Das war auch für lange Zeit die einzig gefährliche Situation vor dem Wolfsburger Tor. Die zweite Real-Chance in der zweiten Halbzeit war dann auch schon die letzte. In der 73. Minute war es wieder Ronaldo, der Diego Benaglio prüfte. Aber auch diesmal blieb der VfL-Torwart der Sieger, als er geschickt den Winkel verkürzte und den Schuss des Portugiesen aus sieben Metern entschärfen konnte.
»Wir sollten genau so weiter arbeiten, wie wir es nach der Führung in der ersten Halbzeit gemacht haben«, berichtete Wolfsburgs Rechtsverteidiger Vieirinha nach Spielende von der Halbzeitansprache seines Trainers Dieter Hecking. Gefordert, getan: Der VfL verteidigte konzentriert und konsequent, gab Real kaum Räume. Hecking sagte es nach dem Sieg so: »Wir haben es geschafft, Real zu nerven, immer wieder zu beackern.«
Und: Obwohl sich die Wolfsburger in den zweiten 45 Minuten auf einige Konter beschränkten, waren sie dem 3:0 näher als Madrid dem Anschlusstreffer. In der 69. Minute lief Henrique auf der linken Seite über das halbe Feld und bediente dann auf Strafraumhöhe Schürrle. Dessen Schuss aus zehn Metern strich nur ganz knapp über die Torlatte. Eine Minute vor dem Abpfiff hätte der eingewechselte Max Kruse den Wirbel um sein Person ein Stück weit vergessen machen können. Nachdem er im Strafraum einen Zweikampf gewonnen hatte, zog er zum Tor und dann entschlossen aus sieben Metern ab. Torwart Keylor Navas aber hielt mit einem starken Reflex Reals Chancen auf den sechsten Halbfinaleinzug in Folge im Bereich das Machbaren. Aber auch für Wolfsburg ist jetzt viel möglich. Hecking sieht das 2:0 als »sehr, sehr gute Ausgangsposition für das Rückspiel.«
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