Elf Männer, eine Frau und ein gemeinsames Ziel

Die deutschen Rollstuhlrugbyspieler wollen sich noch für die Paralympics in Rio qualifizieren

  • Andreas Hardt, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Auch beim Rollstuhlrugby geht es richtig zur Sache. Die deutsche Nationalmannschaft will im Qualifikationsturnier für die Paralympics das Ticket nach Rio lösen. Eine Frau ist die Geheimwaffe.

Rollstuhlrugby ist kein Sport für Weicheier. Spektakuläre Zusammenstöße der bis zu 8000 Euro teuren Spezialrollstühle sind in dem physischen Spiel an der Tagesordnung. Auch beim abschließenden Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft verlangte Cheftrainer Christoph Werner seinem Team aus elf Männern und einer Frau alles ab: Das Ziel ist die Qualifikation für die Paralympics in Rio de Janeiro. »Das ist das Größte, was du als Sportler erreichen kann«, sagte Werner, der als Aktiver zweimal an den Paralympics teilnahm. »Unsere Chancen sind gar nicht so schlecht.«

Vom kommenden Montag an streiten die Deutschen bis zum 21. April in Paris mit fünf anderen Teams um zwei Plätze. »Eigentlich nicht«, meint Werner, »denn die USA spielen in einer eigenen Liga, die sind eigentlich gesetzt.« Also geht es im Normalfall nur noch um einen Platz. Frankreich, Dänemark, Neuseeland und Finnland sind noch dabei. Die Gastgeber und die Skandinavier schätzt Werner als härteste Kontrahenten ein. »Unser Vorteil ist, dass wir uns seit der EM im September, als wir zweimal knapp gegen Dänemark verloren, stark verbessert haben. Das könnte eine Überraschung für die anderen sein.«

Nur rund 300 aktive Rollstuhlrugby-Spieler in 32 Vereinen gibt es in Deutschland. In vielen Landstrichen wird die seit 2000 paralympische Sportart überhaupt nicht angeboten und steht im Schatten von Rollstuhlbasketball. »Ich hoffe natürlich, dass bei einer Paralympics-Teilnahme auch die Aufmerksamkeit für unseren Sport steigt«, sagt der 47-jährige Werner.

In seinem Kader steht auch die Hamburgerin Britta Kripke, die einzige Frau im deutschen Aufgebot. Sie ist so etwas wie Werners Geheimwaffe. Alle Spieler werden nach dem Grad ihrer Behinderung klassifiziert, je eingeschränkter sie sind, desto niedriger ist ihre Punktzahl. Die Gesamtsumme der vier Spieler auf dem Feld darf acht Punkte nicht überschreiten, wobei Frauen einen Bonus von einem halben Punkt erhalten. Die 38-Jährige Kripke »belastet« das Team also nur mit 0,5 Punkten, bringt jedoch die Leistung eines 1-Punkt-Spielers. »Sie ist wendig und wir haben mit ihr deutlich mehr Speed auf dem Feld«, lobt der Cheftrainer.

Kripke leidet an der Nervenerkrankung CMT, die zu fortschreitender Muskelschwäche führt. Davon sind Beine und Arme betroffen. Beim Rollstuhlrugby müssen immer mindestens drei Gliedmaßen eingeschränkt sein. Für Kripke ist das ideal: »Es ist großartig, einen Sport gefunden zu haben, in dem man auch mit meinen Einschränkungen erfolgreich sein kann«, sagt sie. dpa/nd

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