Integration auf Hartz-IV-Niveau
Fabian Lambeck entdeckt im Eckpunktepapier viele Parallelen zur Agenda 2010
Unaufrichtigkeit kann man der Kanzlerin in diesem Fall nicht vorwerfen. Mit Blick auf das geplante Integrationsgesetz der Großen Koalition sagte Merkel am Donnerstag, dahinter stecke die Idee des »Forderns und Förderns«. Schon einmal fußte eine große Reform auf jenem, für die Betroffenen oft verhängnisvollen Motto. Seitdem muss sich jeder Langzeitarbeitslose einem Regime beugen, das die Bedingungen dafür schuf, dass sich im ehemaligen Hochlohnland Deutschland eine Art Schattenarbeitsmarkt für Millionen Geringverdiener entwickelte.
Das Integrationsgesetz atmet den Geist der Agenda 2010. Hier wird auf Zwang gesetzt und den Betroffenen per se Integrationsunwillen und Faulheit unterstellt. Das geplante Gesetz ist das Gegenteil eines Einwanderungsgesetzes, auf das viele Experten seit Jahren drängen. Statt Willkommenskultur schafft es eine Kultur des Zwangs. Inklusive Ein-Euro-Jobs, die das Potenzial haben, reguläre Beschäftigung zu verdrängen, wie nicht nur der DGB kritisiert. Und dass die Leiharbeit, die Gewerkschafter eigentlich zurückdrängen wollen, nun auch für die Geflüchteten freigegeben werden soll, ist sicher kein Beitrag zum sozialen Frieden. Die Überbetonung des Zwangs bei der Integration bestätigt zudem die »besorgten Bürger« in ihren Vorurteilen. Wer die Geflüchteten gleichzeitig zu potenziellen Lohndrückern machen will, sorgt dafür, dass sich das Misstrauen gegen die Neuankömmlinge so schnell nicht legen wird.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.