Varoufakis unterstützt »Nuit debout«

Wieder Tausende bei nächtlicher Demokratiebewegung in Paris / Griechischer Ex-Finanzminister will Samstagabend Solidarität zeigen / Scharmützel mit der Polizei im Fokus der Presse

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Während Nachrichtenagenturen von der linken »Nuit debout«-Bewegung vor allem deshalb Notiz nehmen, weil es am Rande der neuen Proteste auf den öffentlichen Plätzen auch in der vergangenen Nacht in Paris Auseinandersetzungen mit der Polizei gab, kündigt sich für Samstagabend ein prominenter Besucher an: Griechenlands Ex-Finanzminister und Mitgründer der Bewegung DiEM 25, Yanis Varoufakis. Seit Wochen gibt es in Frankreich Proteste gegen die geplanten Einschränkungen von Rechten der Beschäftigten, etwa die Lockerung des Kündigungsschutzes und die Aufweichung der 35-Stunden-Woche. Seit Ende März entstand dabei auch die Bewegung »Nuit debout«, die seitdem jeden Abend in Paris und anderen Städten teils tausende Demonstranten für mehr soziale Gerechtigkeit, für Demokratie und gegen das politische Establishment auf die Straße bringt.

Varoufakis erklärte, er wolle auf dem Place de la République seine Solidarität mit der Bewegung zum Ausdruck bringen. »Was in Frankreich passiert, wo sich Aktivisten, Vertreter sozialer Bewegungen, Studenten und Bürger friedlich versammeln, um über ihre Zukunft ins Gespräch zu kommen, ist ein Zeichen, dass die Demokratie in Europa in bester Verfassung ist«, so Varoufakis. Denn es gehe bei »Nuit debout« nicht nur um den Protest gegen irgendein Gesetzesvorhaben, sondern um einen Aufbruch, der ganz ähnlich wie der der »Empörten« in Spanien sei, bei dem sich Menschen ebenfalls ganz grundsätzlich gegen das Abgleiten Europas in eine noch tiefere wirtschaftliche und soziale Misere wenden. »Als Demokraten, die für ein neues Europa kämpfen, in dem die Demokratie wieder für den Demos, also den Souverän da ist, müssen wir hier mitmachen und unterstützen, wir müssen zuhören und Aufmerksamkeit schenken«, so Varoufakis. Auf dem Place de la République sind auch Mitglieder der im Februar in Berlin gegründeten paneuropäischen Bewegung engagiert - es seien einige Hundert, darunter auch Cristina Soler-Savini, heißt es bei DiEM25. Sie verwies auf die Krise der Repräsentation, die wachsende soziale Unzufriedenheit und den Aufstieg der extremen Rechten.

Auch am Freitagabend hatten in der französischen Hauptstadt wieder 3.000 Menschen auf dem Place de la République demonstriert. Später kam es zu Ausschreitungen, 22 Menschen wurden festgenommen. Laut offiziellen Meldungen schoben rund hundert Demonstranten am frühen Morgen Mülltonnen zusammen und setzten Holzpaletten und Abfall in Brand. Die Ordnungskräfte setzten Tränengas ein und drängten die Menge von dem Platz. Polizisten seien dann mit Flaschen, Dosen und Pflastersteinen beworfen worden. Die Polizei rief die Organisatoren der Proteste auf, künftig dafür zu sorgen, dass die Zeiten und die Modalitäten der angemeldeten Demonstrationen eingehalten würden. Innenminister Bernard Cazeneuve drohte bereits, die Verantwortlichen würden sonst »unermüdlich festgenommen und zur Rechenschaft gezogen«. vk/Agenturen

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -