Eine EM als vorolympisches Schaulaufen
Für die deutschen Judoka sind Europameisterschaftsmedaillen in Kasan nur zweitrangig, viele kämpfen um Rio - gegen interne Konkurrenz
Kasan. Die deutschen Judokämpfer sehen sich für die EM in Kasan gut gerüstet. »Wir haben in allen Gewichtsklassen starke Leute«, sagte der Sportdirektor des Deutschen Judo-Bundes (DJB), Mark Borchert, vor den an diesem Donnerstag beginnenden Titelkämpfen. »Die EM ist ein Baustein im Formaufbau für die Olympischen Spiele.«
Laut DJB-Präsident Peter Frese habe die EM in diesem Jahr keinen ganz so großen Wert: »Da steht Olympia klar im Vordergrund. Aber wenn wir Medaillen gewinnen können, dann nehmen wir die auch mit.« Das Traumergebnis der EM 2015, als in Baku zehn Medaillen errungen wurden, müsse aber nicht unbedingt der Maßstab sein. Die wohl größte Medaillenhoffnung ist diesmal die Berliner Weltranglistenzweite Laura Vargas-Koch in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm.
Vor allem bei den Männern geht es in Russland noch um mehr, denn in gleich vier Kategorien gibt es jeweils zwei Olympiakandidaten. Pro Gewichtsklasse darf in Rio aber nur ein Judoka pro Nation starten. Sven Maresch (Berlin) und Alexander Wieczerzak (Wiesbaden) in der Klasse bis 81 Kilogramm duellieren sich in den kommenden Wochen ebenso wie Marc Odenthal (Mönchengladbach) und Aaron Hildebrand (Duisburg) bis 90 Kilogramm, Dimitri Peters (Hannover) und Karl-Richard Frey (Bonn) bis 100 Kilogramm sowie die Schwergewichtler André Breitbarth (Braunschweig) und Sven Heinle (Fellbach). Bei den Frauen wird es dagegen nur noch in der Klasse bis 57 Kilogramm im Kampf um den Olympiaplatz zwischen Myriam Roper (Leverkusen) und Viola Wächter (Schweitenkirchen) spannend.
Alle Athleten werden versuchen, in Kasan nicht nur aufs Treppchen zu kommen, sondern auch wichtige Ranglistenpunkte zu holen. Dies versucht auch der Olympiadritte von London, Dimitri Peters. Der vor ihm platzierte Weltranglistendritte Frey bekam von Bundestrainer Detlef Ultsch »aus einsatztechnischen Gründen« eine Ruhepause verordnet, greift beim Grand Slam in Baku Anfang Mai aber wieder ins Geschehen ein. »Peters und Frey sind beide Topathleten, die für eine Olympiamedaille gut sind. Da müssen wir noch eine unangenehme Entscheidung fällen«, kündigte Borchert an. Im Schwergewicht der Frauen haben Jasmin Külbs (Zweibrücken) und Franziska Konitz (Berlin) Chancen auf Brasilien, Konitz ist allerdings verletzungsbedingt bei der EM nicht dabei.
Die endgültige Nominierung wird der DJB erst Ende Mai vornehmen. Sicher qualifiziert für Rio sind außer Vargas-Koch bereits Sebastian Seidl aus Abensberg, Mareen Kräh (Spremberg), Luise Malzahn (Halle), Igor Wandtke (Hannover) sowie Europameisterin Martyna Trajdos aus Hamburg. Agenturen/nd
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