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Die nächste Langläuferin wird untreu

Die Oberwiesenthalerin Denise Herrmann wechselt zum Biathlon - der Deutsche Skiverband sieht es gern

  • Thomas Wolfer
  • Lesedauer: 3 Min.
Skilangläuferin Denise Herrmann wechselt das Metier und will als Biathletin zu den Olympischen Spielen nach Pyeongchang. Der Schritt ist riskant, aber nicht unmöglich.

Vor vier Jahren war Denise Herrmann der Schritt noch zu riskant, doch nun wechselt die Langläuferin überraschend das Metier und will als Biathletin zu den Olympischen Winterspielen nach Pyeongchang. Im Alter von 27 Jahren riskiert die Sächsin viel, um 2018 mit den Skijägerinnen nach Südkorea zu reisen. »Ich trage diese Gedanken schon einige Zeit mit mir«, sagte Herrmann. 2012 absolvierte sie beim damaligen Bundestrainer Ricco Groß einen ersten Schießtest und stellte dabei ihr Talent unter Beweis. Damals entschied sich die Sächsin jedoch gegen einen Wechsel und feierte 2014 in Sotschi mit Olympiabronze in der Staffel ihren bislang größten Erfolg.

Doch auch danach dachte die Oberwiesenthalerin immer wieder darüber nach, es auch mit der Waffe auf dem Rücken zu versuchen. »Der Reiz des Neuen überwiegt. Wenn nicht jetzt, dann gar nicht. Ich wollte mich später mal nicht fragen müssen: Warum hast du es nie probiert?«, sagte Herrmann . Zwei Jahre vor den nächsten Winterspielen sei der richtige Zeitpunkt, auch wenn sie scheitern könnte. Der Deutsche Skiverband sagte Herrmann »die hierfür notwendige Unterstützung« zu.

Immerhin hatte der DSV nach dem Karriereende von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner vor vier Jahren das Projekt angeschoben, talentierte Langläufer zum Biathlon zu lotsen. »Wir müssen als Verband bedenken, dass wir mit der Fernsehsportart Biathlon das Geld verdienen«, hatte der damalige DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller gesagt.

Zu dieser Zeit wechselte die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle im Alter von 32 Jahren zu den Skijägern, auch Miriam Gössner gewann 2010 in Vancouver olympisches Staffelsilber, ehe sie sich ganz auf Biathlon konzentrierte. Prominenteste Umsteigerin ist die Schwedin Magdalena Forsberg. Sie kam als ehemalige Langläuferin erst mit 26 Jahren in den Weltcup, gewann anschließend sechsmal den Gesamtweltcup und ebenso oft Gold bei Weltmeisterschaften.

Solche Erfolge sind für Herrmann, die im Langlauf noch keinen Weltcupsieg feiern konnte, in weiter Ferne. In Oberhof wird sie zunächst mit Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig an ihrer Schießtechnik arbeiten, ehe sie später zu den Lehrgängen mit dem Rest des Teams stößt. Dort einen Platz für den Weltcup zu bekommen, dürfte eine anspruchsvolle Aufgabe werden, denn die Leistungsdichte bei Überfliegerin Laura Dahlmeier und Co. wird von Jahr zu Jahr größer. »Es ist eine große Herausforderung, das ist mir bewusst, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das mit Fleiß, Mut und Entschlossenheit schaffen kann«, sagte Herrmann, die im abgelaufenen Winter mit Rang 23 im Gesamtweltcup und Platz zwölf in der Sprintwertung wenig überzeugte. In den Jahren zuvor war sie deutlich stärker, wurde 2013/14 sogar Zweite im Sprintweltcup.

Herrmanns Wechsel ist für das eh schon gebeutelte deutsche Langlaufteam ein harter Schlag. Die Frauen verlieren eine ihrer zuverlässigsten Athletinnen, gerade im Sprintbereich kann kaum jemand die Lücke füllen. »Andererseits freuen wir uns natürlich, dass Denise im Biathlon eine neue Herausforderung sucht und damit dem Deutschen Skiverband weiterhin als Spitzenathletin zur Verfügung steht«, sagte DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger.

Läuft alles nach Plan, wird Herrmann im September bei den deutschen Meisterschaften in Oberhof erstmals als Biathletin an den Start gehen. Dass sie sofort im Ende November beginnenden Weltcup startet, ist jedoch äußerst unwahrscheinlich. Wie Sachenbacher-Stehle wird sie sich zunächst im IBU-Cup oder dem Deutschlandpokal beweisen müssen. SID/nd

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