Güllner: Parteien sollen sich um Nichtwähler kümmern
Forsa-Chef: Verluste von Union und SPD haben Fundament schon lange vor Aufstieg der AfD / Umfrage: Zustimmung zu Demokratie deutlich gesunken
Berlin. Wie wirkt sich der Aufstieg der AfD auf den Zustand der Demokratie in Deutschland aus? Und wo liegen möglicherweise die Probleme schon viel länger auf dem Tisch? Eine Umfrage bestätigt jetzt jene Stimmen, die vor allem dafür plädieren, die Nichtwähler mit glaubwürdige Ansprache ins Wahlgeschehen zurückzuholen statt auf die Ressentiments der Anhängerschaft der Rechtsaußen einzugehen: Laut den neuesten Zahlen von Forsa für die Illustrierte »Stern« und den Privatkanal RTL liegt der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen bei 28 Prozent. Hier liege das eigentliche Krisensymptom, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner - und adressierte die Kritik zugleich an Union und SPD.
Deren Verlust an Bindekraft als »Volksparteien« habe »lange vor Gründung der AfD« eingesetzt, so Güllner. So habe die Union während der langen Regierungszeit von Kohl zwischen 1983 und 1998 ein Drittel ihrer einstmals vorhandenen Wählersubstanz eingebüßt. Und der SPD sei zwischen 1998 und 2009 sogar die Hälfte ihrer Wähler - insgesamt zehn Millionen - abhanden gekommen. »Anstatt also über die AfD zu lamentieren sollten Union und SPD ihr verlorenes Vertrauen zurückgewinnen und so dafür sorgen, dass aus Nichtwählern wieder Wähler werden«, sagte der Demoskop. Die Rechtsaußen-Partei kommt in der jüngsten Umfrage seines Institut auf 9 Prozent und steht damit wieder gemeinsam mit der Linkspartei auf Rang vier. Die Union kommt auf 34 Prozent, die SPD auf 21 Prozent, die Grünen auf 13 Prozent und die FDP auf acht Prozent.
In einer weiteren Umfrage von Forsa ging es um die Identifikation mit der Demokratie - und die Zustimmung sinkt im langfristigen Maßstab. Seit 2008 nahm die Zahl derer deutlich von 95 auf 88 Prozent ab, die auf entsprechende Frage sagten, sie fänden die Idee der Demokratie gut. Vor allem in Ostdeutschland hat dieser Trend Besorgnis erregende Ausmaße: Fanden vor acht Jahren noch 93 Prozent der Ostdeutschen die Idee der Demokratie gut, sind es jetzt nur noch 81 Prozent. Im Westen sank die Zustimmung von 95 auf 89 Prozent.
Bei den Anhängern der AfD ist die Zahl derer am größten, die Demokratie weniger gut oder sogar schlecht finden: Sie liegt bei den Wählern der Rechtsaußen-Partei bei 28 Prozent. vk
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