Kanada brennt: 100.000-Einwohner-Stadt evakuiert
Wegen Waldbränden wird Fort McMurray komplett geräumt / Feuer wüten in von Rekorddürre betroffener Provinz Alberta
Berlin. Verheerende Waldbrände haben die Behörden in Kanada zur vollständigen Räumung einer 100.000-Einwohner-Stadt gezwungen. »Die gesamte Stadt Fort McMurray steht unter verpflichtender Evakuierungs-Anordnung«, erklärten die Behörden der Provinz Alberta, die damit die größte Evakuierungsaktion ihrer Geschichte auslösten. Während über der Stadt schwarzer Rauch stand, wälzten sich am Mittwochmorgen Fahrzeugkolonnen Richtung Norden; am Rande der Straßen loderten dabei teilweise schon kleine Feuer.
Es gehe darum, »die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten, sie sicher aus der Stadt herauszubringen«, sagte Albertas Regierungschefin Rachel Notley am späten Dienstagabend. Auch das Krankenhaus von Fort McMurray habe geräumt werden müssen. »Bisher gab es keine Verletzten«, berichtete Notley. Dies solle möglichst so bleiben. »Ich weiß, das ist eine beängstigende Zeit.«
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sicherte den Bewohnern von Fort McMurray und der Provinz Alberta »die vollständige Unterstützung der Regierung, jede kurzfristig notwendige Hilfe und natürlich alles Notwendige auf längere Sicht« zu. Die Betroffenen durchlebten derzeit »schwierige Momente«, sagte der Regierungschef.
In der Stadt explodierten mehrere Tankstellen. »Ich stand vor einer Feuerwand«, berichtete im Fernsehen der Einwohner Russell Thomas, der eine solche Explosion miterlebte. Zudem gingen mehrere Häuser und ein Hotel in Flammen auf. Das Gelände einer großen Wohnwagen-Siedlung wurde zerstört, zurück blieben lediglich verbrannte Karossen. Auf dem Flughafen der Stadt mussten mehrere Flüge abgesagt werden, ganz geschlossen wurde er zunächst aber nicht.
Auf den Straßen Richtung Norden bildeten sich lange Staus, nachdem die Polizei alle in den Süden führenden Routen gesperrt hatte. »Seien Sie geduldig, fahren Sie besonnen und machen Sie bitte Platz für Einsatzfahrzeuge«, forderte der Katastrophenschutz.
Ziel der meisten Flüchtenden waren Bungalow- und Containersiedlungen der in der Region sehr aktiven Ölfirmen im Norden der Stadt. Normalerweise wohnen in diesen Unterkünften Arbeiter aus dem In- und Ausland. Seit zwei Jahren stehen sie wegen des fallenden Ölpreises teilweise leer. Die Unternehmen gaben leerstehende Zimmer für die Menschen aus Fort McMurray frei, zudem errichteten sie innerhalb der Siedlungen Zelte als Notunterkünfte.
In einem ersten Aufruf am Dienstag hatte der Katastrophenschutz nur 30.000 Bewohner aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Doch dann kamen die Flammen, angetrieben von starkem Wind, immer näher. Die Provinz Alberta erlebt derzeit eine Rekorddürre. Seit Tagen herrschen Temperaturen von fast 30 Grad Celsius. Agenturen/nd
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