Es bröckelt vor und hinter der Bühne
Sachsen-Anhalt: Theater müssten saniert werden
Bei den einen rieselt der Putz herab, die anderen haben so gut wie keine Wärmeisolierung, die nächsten arbeiten mit uralter Technik - die meisten Theater in Sachsen-Anhalt brauchen dringend Geld für die Sanierung. Es gibt aber auch ein Haus, wo man rundum zufrieden ist.
An der Westfassade der Oper von Halle etwa drohen Ziegel herabzufallen, die einfach verglasten Fenster stammen von 1949. Rund um die Oper sei eigentlich alles saniert, sagt Ulrich Scheffler, Technischer Betriebsleiter der Bühnen Halle. Die Oper selbst biete aber ein marodes Bild. Die Stadt habe zwar Fördermittel in Höhe von 350 000 Euro aufgetrieben, aber die müssen mit eigenem Geld kofinanziert werden - mit 800 000 Euro. Das sei nach den einschneidenden Finanzkürzungen des Landes nicht mehr zu stemmen. Dabei seien Bauuntersuchungen gemacht, der Denkmalschutz habe zugestimmt, die Baugenehmigung liege vor. Die Bühnen Halle mit einer Vielzahl von Häusern investierten jährlich 400 000 Euro, so Scheffler. »Das reicht für das Notwendigste wie Heizungen und Brandschutztüren.«
Das Anhaltische Theater Dessau ist Baujahr 1938, aber in einem vergleichsweise guten Zustand, sagt Verwaltungsdirektor Friedrich Meyer. »An sich ist hier an keiner Stelle der Notstand.« Allerdings zehre man von der Zeit, als das Land sich noch an der Instandsetzung beteiligt habe, vor ein paar Jahren habe es sich zurückgezogen. Als nächstes soll laut Meyer der Bühnenturm energetisch saniert werden, an den Fenstern dort ziehe es nur so durch. Dabei setzt das Haus auf ein neues Förderprogramm des Landes mit EU-Mitteln.
Der Wegfall der Investitionsmittel des Landes macht auch dem Nordharzer Städtebundtheater zu schaffen. Bis 2013 seien noch 120 000 Euro jährlich in die zwei großen Häuser und die Werkstätten geflossen. »Jetzt sind wir auf dem Weg stehen geblieben, neue Fenster sind drin, die Wände sind aber nicht saniert«, berichtet Intendant Johannes Rieger. Angemeldete energetische Sanierungen etwa in den ungedämmten Werkstätten mit Malsaal und Schreinerei kämen nicht. Bei der Beleuchtung werde mit Scheinwerfern aus den 1960er Jahren gearbeitet.
Der Intendant am Theater der Altmark, Alexander Netschajew, sitzt in einem recht neuen, erst vor etwa 20 Jahren errichteten Haus - aber auch er hat durchaus Probleme. So müsse in diesem Jahr eine neue Brandmeldeanlage für 320 000 Euro her. Die Vorschriften würden immer strenger und machten solche Ausgaben nötig. Zuletzt sei die Obermaschinerie mit der Steuerung der Kulissen für rund eine halbe Million Euro erneuert worden. Das Theater der Altmark erhält laut seinem Vertrag mit dem Land jährlich 80 000 Euro Investitionsmittel, die die Stadt Stendal aber gegenfinanzieren muss.
Ein zufriedenes Theater gibt es aber auch im Land: das Theater Magdeburg. »Tatsächlich sind alle Gebäude des Theaters Magdeburg, also das Schauspielhaus, Opernhaus und die Werkstätten auf Grund der noch nicht weit zurückliegenden Renovierung in einem guten baulichen Zustand«, teilte eine Sprecherin mit. »Es bedarf also keiner Sanierungsmaßnahmen, die finanziert werden müssten.« dpa/nd
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