Denkmal für unbekannten Spender?

Görlitz erwägt Ehrung

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Summe ist beachtlich: Exakt 10 755 654,85 Euro hatte die Altstadtstiftung in Görlitz bis ins Jahr 2015 vergeben können; so viel Geld hatte der anonyme Spender der »Altstadtmillion« seit 1995 überwiesen. 1572 Anträge wurden bewilligt. Etwa zwei Drittel der Zuwendungen gingen im Jahr 2015 an private Bauherren, 19 Prozent wurden für kommunale Gebäude bewilligt, zwölf Prozent für kirchliche Objekte, und sechs Prozent erhielten Vereine.

Man kann nicht sagen, dass die Altstadtmillion damit allein einen entscheidenden Anteil an der Sanierung von Baudenkmälern hätte. Im Rathaus schätzt man, dass von 1995 bis 2015 rund 200 Millionen Euro an Fördergeldern verbaut wurden, die von Land, Bund und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz kamen. Dazu kommen Investitionen privater Bauherren, die sich gar auf 1,2 Milliarden Euro belaufen dürften. Zuwendungen aus der Altstadtmillion können aber helfen, den für die Ausreichung von Fördergeldern nötigen Eigenanteil zu stemmen. Zudem hat die uneigennützige Zuwendung einen psychologischen Effekt, der sich längst nicht nur auf die Eigentümer von Baudenkmälern erstreckt. Für die Görlitzer, sagt Stadtrat Mirko Schultze, sei es gewesen, »als komme einmal im Jahr jemand vorbei, nehme sie in den Arm und sage: Ich habe euch lieb!« In einer Region, die 25 Jahre lang unter Abwanderung und Deindustrialisierung gelitten habe, seien solche Gesten von nicht zu unterschätzender Bedeutung, fügt der LINKE-Politiker hinzu.

Es ist deshalb erklärlich, dass nach dem offenkundigen Ende des Geldsegens in der Stadt über eine wie auch immer geartete Ehrung des Geldgebers nachgedacht wird - was aus naheliegenden Gründen indes nicht ganz einfach ist: Eine »Straße des unbekannten Spenders« wird es wohl eher nicht geben. Schultze könnte sich vorstellen, die Spenden zum Gegenstand eines Kunstwerkes zu machen. Im Rathaus hat man andere Pläne. Zum einen soll ein Buch entstehen, das alle mit dem gespendeten Geld geförderten Objekte dokumentiert. Zudem kündigte Siegfried Deinege, der Oberbürgermeister, für 2016 eine Ausstellung im Kaisertrutz-Museum an. Weitere Maßnahmen seien »nicht vorgesehen und vom Spender offensichtlich auch nicht erwünscht«, hieß es auf Anfrage.

Unerwünscht sind auch Nachforschungen zur Identität - auch wenn etwa die »Bild«-Zeitung stetig weiter wühlt. Zwar droht jetzt nicht mehr, dass der Spender den Geldhahn zudreht. Schultze aber rät dennoch weiter zu fairem Verhalten. Wer weiß, sagt der Politiker: »Vielleicht kommt dann ja irgendwann ein neuer Spender.«

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