Neues von der Brandenburger Milch- und Käsestraße

Mit ihren biologisch erzeugten Produkten folgen die Milchschäferinnen vom Quappendorfer »Pimpinellenhof« dem Trend zur Hofkäserei

  • Jeanette Bederke
  • Lesedauer: 3 Min.
Auf ihrem Hof in Quappendorf halten Amelie und Franziska Wetzlar 60 Milchschafe. Deren Milch verarbeiten sie selbst ökologisch zu Käse, Quark und Joghurt weiter. Vom Verkauf können sie leben.

Wenn Amelie und Franziska Wetzlar Hand in Hand begleitet von zwei Hütehündinnen über grüne Wiesen im Oderbruch gehen, scheint die ländliche Idylle perfekt. Doch die beiden Frauen haben viel Arbeit: Ziel ist die Weide ihrer 60 Milchschafe, die im Mittelpunkt des »Pimpinellenhofes« Quappendorf (Märkisch-Oderland) stehen. Jedes Tier hat einen eigenen Namen - darunter Majoran, Anis, Häschen oder Pfifferling. »Ich liebte Schafe schon als kleines Mädchen«, sagt die 37-jährige Amelie Wetzlar.

Zweimal täglich werden 44 Schafe gemolken, die anderen sind noch Lämmer oder Zuchtschafe. Durch ein Rohr fließt die Rohmilch vom Melkstand aus in den Käsekessel. Dort macht sich Franziska Wetzlar an die Verarbeitung zu Hart- und Weichkäse, Schnitt- und Frischkäse, Ricotta, Grillkäse, Joghurt und Quark. »Unser Hartkäse reift bis zu einem Jahr, Schnittkäse etwa zwei Monate, Frischkäse etwa eine Woche«, sagt die 39-Jährige, die Seminare zur Milchverarbeitung im ökologischen Landbau besucht und Fachliteratur gewälzt hat, bevor sie sich an die ersten Käselaibe machte.

»Die Hofkäsereien sind noch eine recht junge Branche mit vielen Neueinsteigern«, sagt Marc Albrecht-Seidel vom Verband für handwerkliche Milchverarbeitung im ökologischen Landbau, der bundesweit 700 Mitglieder vertritt. Dabei sei die Erzeugung und Verarbeitung von Milch im eigenen Betrieb eine alte Tradition, die bis in die 1920er Jahre praktiziert wurde. Danach hätten die meisten Bauern an Molkereien geliefert.

»Die aktuelle Renaissance wird forciert durch die schlechten Milchpreise. Es lohnt für Landwirte nicht mehr, die reine Milch zu verkaufen«, erklärt er. Wie gut die Betreiberinnen des »Pimpinellenhofes« ihre Sache machen, belegten unabhängige Verkostungen und Käseprüfungen.

Angefangen haben die Wetzlars mit ostfriesischen Milchschafen, inzwischen sind Krainer Steinschafe ihr Favorit. Die Herde wird gerade umgestellt. »Die Ostfriesen sind Hochleistungstiere in Sachen Milch. Wir haben allerdings sehr magere Weiden, mussten Unmengen an Kraftfutter dazu geben«, begründet Franziska Wetzlar die Umorientierung auf die anspruchsloseren, robusten Krainer. Sie wurden als »Milchschafe der Alpen« bekannt, stehen aber inzwischen als alte Nutztierrasse auf der Roten Liste bedrohter Arten.

10 000 Liter Schafsmilch verarbeiten die beiden zugezogenen Frauen im Jahr. Die jeweils zwei Kilogramm schweren Käselaibe reiften auf Fichtenholzbrettern und würden lediglich mit Salzwasser »gepflegt«. Dadurch entstehe eine goldgelbe Naturrinde, unter der Käse sein kräftiges Aroma entwickelt.

Der »Pimpinellenhof«- scheint gefragt. Er beliefert Bioläden in der Region, ab Juni kooperiert das Ehepaar Wetzlar mit der Berliner Kette Bio-Company und dem Käsehandel in der Hauptstadt. Zudem gehören die Quappendorferinnen zu den Initiatoren der Brandenburger Milch- und Käsestraße: 27 Hofkäsereien der Mark, in denen Milch von Kühen, Schafen, Ziegen oder Büffeln handwerklich verarbeitet wird, haben sich zwecks Vermarktung vor zwei Jahren zusammengeschlossen.

Kennengelernt haben sich die beiden Frauen, die aus Süddeutschland stammen und schon in ihrer Jugend auf Bauernhöfen mithalfen, in Berlin. Franziska studierte dort Soziologie, Amelie hatte ihr Studium der Agar-Geografie in Freiburg abgeschlossen. Irgendwann beschloss das Paar, das zwei Kinder hat, zurück aufs Land zu gehen. Der alte Bauernhof in Quappendorf stand zum Verkauf. Die Arbeitspensum sei hoch, bereut hätten sie den Schritt aber nie. »Wir sind realistischer geworden, haben Hühner und Gänse wieder abgeschafft und konzentrieren uns auf die Schafe«, sagt Amelie Wetzlar. dpa

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