Spannung halten muss man üben
Die deutschen Beachvolleyballer sollen die EM nutzen, um sich auf lange Olympiatage einzustellen
Die Tickets nach Rio haben Laura Ludwig und Kira Walkenhorst schon in der Tasche. Nun kann das beste deutsche Beachvolleyballteam bei den Europameisterschaften ab Mittwoch in Biel schon mal den Ernstfall für die Olympischen Spiele proben. Das erste Spiel startet bereits um 9.40 Uhr, das zweite dafür erst zehn Stunden später. »Der Spielplan gefällt den beiden nicht so sehr, ich finde ihn aber gut«, sagte Trainer Jürgen Wagner mit Blick auf den Zeitplan von Rio. Denn der könnte ähnlich ungünstig ausfallen für die beiden einzigen bisher Qualifizierten, die in der Schweiz als Titelverteidiger antreten.
»Bei den Olympischen Spielen werden die wichtigen Partien auch spät abends stattfinden, weil das für die Fernsehzuschauer in Brasilien und den USA die besten Zeiten sind«, erklärte der erfahrene Trainer, der Julius Brink und Jonas Reckermann zu Olympiagold in London geführt hatte. Alle Athleten müssten lernen, den Tag herumzubringen, ohne dass ihre Spannung sinke.
Für die anderen deutschen Duos ist die EM in der Schweiz ein wichtiges Puzzleteil für die Olympiaqualifikation. Karla Borger und Britta Büthe haben die besten Chancen, als zweites Frauenteam die Koffer für Rio packen zu dürfen. Die Stuttgarterinnen liegen derzeit mit 5100 Punkten auf Rang neun der Olympiarangliste. Mehr als zwei Duos sind pro Nation nicht zugelassen. Daher müssen Katrin Holtwick und Ilka Semmler (Berlin) nun noch 330 Punkte aufholen, wenn sie sich den Traum von ihrer zweiten Olympiateilnahme noch verwirklichen wollen.
Bei den Männern ist die Situation noch spannender: Markus Böckermann und Lars Flüggen (Hamburg) haben genau wie die Berliner Kay Matysik und Jonathan Erdmann genau 4610 Punkte auf dem Konto. Sie belegen damit aktuell die Ränge 16 und 17 in der internationalen Rangliste. Das sind derzeit die letzten beiden Plätze, die zum Start an der Copacabana berechtigen würden. Knapp dahinter lauern die Mexikaner Juan Virgen und Lombardo Ontiveros. Die können allerdings bei der EM in Biel keine Punkte sammeln. Ihr Kontinentalwettbewerb für Nord- und Zentralamerika fand bereits im November des Vorjahres statt. Für die deutschen Teams heißt es also bis zum Qualifikationsstichtag am 13. Juni: Volle Konzentration auf die EM und das anschließende Major-Turnier der Welttour in Hamburg (8.-12. Juni).
Für Abwehrspezialistin Ludwig und Blockerin Walkenhorst liegt der Fokus zwar schon jetzt auf Rio, »was aber nicht heißt, dass wir bei der EM nicht gut spielen wollen«, wie Wagner betonte. »Titel und Medaillen bei Europameisterschaften sind immer etwas Besonderes.« Ludwig hat bereits dreimal EM-Gold gewonnen, zweimal mit Sara Goller und im Vorjahr mit ihrer aktuellen Partnerin Walkenhorst. Die Titelverteidigung wäre für beide ein gutes Omen, denn auch Brink und Reckermann hatten 2012 Gold bei der EM geholt - und anschließend bei Olympia. dpa/nd
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