Kiki Bertens schreibt weiter an ihrem Märchen

Die Niederländerin übersteht eine Tumorerkrankung, nun steht der Tennisprofi im Viertelfinale der French Open

  • Ulrike Weinrich, Paris
  • Lesedauer: 3 Min.
Kiki Bertens hat sich mit ihrem elften Sieg in Folge überraschend ins Viertelfinale von Paris gespielt. Hinter der Gewinnerin des Turniers in Nürnberg liegen schlimme Momente.

Kiki Bertens strahlte und konnte ihr Glück kaum fassen. Elfter Sieg in Folge, Viertelfinale bei den French Open - und weitere Geniestreiche scheinen nicht ausgeschlossen. »Es hört einfach nicht auf und geht irgendwie immer weiter. Und es ist so schön«, sagte die Weltranglisten-58. aus den Niederlanden nach dem 7:6, 6:3 gegen Madison Keys aus den USA, derzeit Nr. 15 in der Welt.

Eine »deutsche Note« hat die Cinderella-Story von Bertens nicht nur wegen ihres Erstrundenerfolgs gegen die Australien-Open-Siegerin Angelique Kerber (Kiel) vor gut einer Woche. Bertens hatte vor ihrem Trip nach Paris das WTA-Turnier in Nürnberg gewonnen. Als Qualifikantin - im Einzel und im Doppel. »Vielleicht lag es am Essen dort, dass es jetzt weiter so gut läuft«, sagte die 24-Jährige aus Wateringen schmunzelnd: »Jedenfalls hat mir Nürnberg viel Selbstvertrauen gegeben. Ich habe dort viel gelernt.« Nicht zuletzt, mit schlechtem Wetter umzugehen.

Starallüren hat die erste niederländische Viertelfinalistin in Paris seit 1992 keine. Nur zehn Minuten nach dem souveränen Triumph über die ehemalige Australian-Open-Halbfinalistin Keys saß Bertens überglücklich im großen, aber nur spärlich gefüllten Mediensaal - noch immer in ihren Wettkampfklamotten. Meist sind die Spielerinnen dann schon geduscht und gestylt.

Die nächste Gegnerin heißt am Donnerstag Timea Bacsinszky (Nr. 8). Die Schweizerin stand 2015 in der Runde der letzten Vier von Roland Garros. »Ich hoffe, es geht auch danach noch weiter für mich«, sagte Bertens und verriet: »Ich weiß gar nicht, was jetzt zu Hause los sein wird.«

Für die Außenseiterin, die die Niederlande in diesem Jahr ins Fed-Cup-Halbfinale geführt hatte, muss sich ihre ganz besondere Geschichte wie ein Pariser Märchen anfühlen. Vor exakt zwei Jahren hatte sie vor ihrer Abreise in die Mode-Metropole die Diagnose erhalten, dass sie einen Tumor an der Schilddrüse hat. Trotzdem kämpfte sie sich beim weltweit bedeutendsten Sandplatzturnier ins Achtelfinale und schied dort erst gegen die Darmstädterin Andrea Petkovic aus.

Es folgten Monate der Angst und Ungewissheit. »Es war eine schlimme Zeit. Ich konnte nicht schlafen und war sehr nervös«, berichtete Bertens. Zudem nahm sie rund 15 Kilogramm zu, bekam Bestrahlung. Letztlich stellte sich heraus, dass das Geschwür gutartig war. Die endgültige Entwarnung kam unmittelbar vor den French Open 2015. Nach ihrer folgenden Erstrundenniederlage saß Bertens vor den nichtsahnenden Journalisten - und fing plötzlich an zu weinen. Es waren Tränen des Glücks, nachdem sie zuvor keinem Außenstehenden von ihrer Leidensgeschichte erzählt hatte.

Vielleicht auch dank dieser Erfahrungen hat Bertens inzwischen ihre Balance gefunden. Seit Oktober 2015 arbeitet sie mit Trainer Raemon Sluiter zusammen, der es in seiner Karriere selbst auf Platz 46 der Weltrangliste geschafft hatte. Bertens hat ihre Ernährung umgestellt und trainiert hart wie nie. »Ich spüre, dass ich fit bin und nicht mehr so schnell müde.«

Und Bertens kennt die Historie ehemaliger Nürnberg-Gewinnerinnen. Nachdem Simona Halep (2012) und Eugenie Bouchard (2014) im Fränkischen gewonnen hatten, stießen die Rumänin und die Kanadierin in die Weltspitze vor. »Mal sehen, was passiert«, sagte Bertens hoffnungsfroh - und strahlte erneut. SID/nd

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