18 mal mehr Gold
Baseball, Surfen, Klettern, Karate und Skateboarden werden 2020 olympisch sein
Noch ist es nicht ganz sicher, aber nach der Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist es wohl nur noch Formsache: Bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio sollen Baseball und Softball, Karate, Sportklettern, Skateboarden sowie Surfen ins Wettkampfprogramm aufgenommen werden. Das Exekutivkomitee entsprach damit dem Vorschlag der Organisatoren der Tokio-Spiele. Über die Aufnahme der fünf neuen Sportarten soll die IOC-Vollversammlung Anfang August in Rio de Janeiro im Paket abstimmen, die Zustimmung gilt als sicher.
IOC-Sportdirektor Kit McConnell konnte seine Freude über die Entscheidung nicht verhehlen: »Es ist ein aufregender und historischer Tag. Es ist ein fantastisches Paket.« Möglich wurde es durch die von IOC-Präsident Thomas Bach angestoßene Agenda 2020. Nach seiner Wahl 2013 hatte er einen flexibleren Umgang des Komitees mit den Gastgebern durchgesetzt. Die jeweiligen Veranstalterstädte haben seit der Reform 2014 das Recht, Vorschläge für weitere Sportarten zu machen. Außerdem besteht die Möglichkeit, Wettbewerbe in bestimmten Sportarten außerhalb des Landes stattfinden zu lassen, wenn die Errichtung neuer Sportstätten unverhältnismäßig teuer wäre und es für sie keine Anschlussnutzung gäbe. Mit der Agenda wollte Bach das IOC auf die sich ändernden Umstände einstellen, bevor der Druck von außen das IOC zu Reformen zwingt - schon jetzt fällt es schwer, geeignete Bewerberstädte zu finden, wie beispielsweise die Ablehnung der Bevölkerung für eine Hamburger Olympiabewerbung im vergangenen Jahr zeigte.
Mit der Aufnahme der fünf Sportarten ins Programm würde es in Tokio zu 18 weiteren Wettkämpfen kommen, zusätzliche 474 Sportler dürften um Medaillen ringen. Bisher galt eine Beschränkung auf 28 Sommersportarten und eine Obergrenze von 10 500 Athleten.
Wie sehr die Idee der Agenda 2020, auf die Veranstalter zuzugehen, hinter der Entscheidung steckt, verdeutlicht Baseball. Bereits von 1992 bis 2008 war der Sport Teil des Olympischen Programms, die Frauenvariante, Softball, feierte 1996 Premiere. Baseball ist in Japan sehr beliebt und in Tokio gibt es bereits geeignete Stadien. Das IOC gab somit einem zentralen Wunsch des Veranstalters nach.
Allerdings erhalten die fünf neuen Sportarten keine Einnahmen aus den Gewinnen des IOC - diese werden nur an die 28 Sportarten, die auch bei den diesjährigen Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro vertreten sind, verteilt. Ein Kompromiss: Denn ursprünglich sah Bachs Plan vor, die Höchstgrenze von 10 500 Athleten nicht zu überschreiten und auch keine weiteren Wettbewerbe stattfinden zu lassen. Für die 18 Wettkämpfe in den fünf zusätzlichen Sportarten hätten die 28 bisherigen die gleiche Anzahl Wettkämpfe streichen müssen. Nun sollen weitere 60 Karateka, jeweils 40 Sportkletterer, Surfer und Skateboarder sowie 24 Baseball- und 15 Softballmannschaften in den 18 zusätzlichen Wettkämpfen gegeneinander antreten, gleich aufgeteilt zwischen Männern und Frauen.
Für den Deutschen Karate Verband (DKV) bedeutet die Empfehlung des Olympischen Komitees einen großen Schritt zur Erfüllung eines lange gehegten Traums. Wolfgang Weigert, Präsident des Verbandes, sieht in der Entscheidung eine große Chance für die Entwicklung des Karate, speziell auch im Breitensport, »da die Attraktivität des Karate und all seiner Facetten steigt und auch die Aufmerksamkeit größer werden kann«. Dass der Verband nun kurz vor dem Ziel steht, dafür musste er lange kämpfen. Bereits seit den 1980er Jahren versuchen die Verbände, Karate olympisch zu machen. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Vertreter des IOC zu Wettkämpfen eingeladen, zuletzt zu den European Games 2015 in Baku, bei denen IOC-Präsident Bach den Karatewettkampf besuchte. Der DKV setzt sich auch für die Aufnahme des Sports bei den Paralympischen Spielen ein. Dort ist Karate bereits seit 2015 vom Internationalen Paralympischen Komitees als Sportart anerkannt und hat einen Beobachterstatus. Wahrscheinlich bald auch mehr.
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