AfD-Chefin sieht in Özils Mekka-Reise politische Botschaft
Petry provoziert mit Äußerungen zur Mekka-Pilgerreise von Fußballer Mesut Özil / Gauland bezeichnet Merkel als »Kanzler-Diktatorin«
Berlin. AfD-Chefin Frauke Petry hat nach den rassistischen Äußerungen ihres Vizes Alexander Gauland über Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng nun mit isalmfeindlicher Kritik an dessen Kollegen Mesut Özil nachgelegt. Özils Pilgerreise nach Mekka gehöre zwar zu den religiösen Pflichten eines Muslims, doch frage sie sich, ob »man sie aller Welt präsentieren muss«, sagte Petry der »Welt am Sonntag«. »Man könnte Özil fragen, ob er mit diesem Bekenntnis auch eine politische Aussage treffen wollte«, fügte sie hinzu.
Özil hatte zuvor auf seiner Facebook-Seite ein Foto von sich in traditioneller Kleidung vor der Kaaba, dem quaderförmigen Gebäude in der Heiligen Moschee in Mekka, veröffentlicht. Dies war bereits am vergangenen Montag in Petrys Landesverband Sachsen mit fragwürdigen Äußerungen kommentiert worden. Mittelsachsens Kreisvorstand Andrea Kersten bezeichnete die Pilgerfahrt laut »WamS« als ein »antipatriotisches Signal«.
In dem Interview mit »Welt am Sonntag« nannte es Petry zudem »schade, dass Mesut Özil als Identifikationsfigur für so viele Kinder und Jugendliche die Nationalhymne nicht mitsingt«. Die AfD-Vorsitzende bekräftigte gleichzeitig die Ablehnung ihrer Partei am Islam: Die »Grundgesetzwidrigkeit des Islam« sei eine »Tatsache«, sagte sie.
Vor einer Woche hatte Petrys Vize Gauland mit Äußerungen über Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng für Empörung gesorgt. Gauland wurde von der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« mit den Worten zitiert, die Leute fänden den dunkelhäutigen Innenverteidiger »als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben«. Später sagte Gauland dem »Spiegel«, die deutsche Fußballnationalmannschaft sei »schon lange nicht mehr deutsch« im »klassischen Sinne«.
Mit den abwertenden Äußerungen über Boateng schadete Gauland aber offenbar seiner rechtspopulistische Partei: Im Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Emnid wöchentlich für die »Bild am Sonntag« erhebt, verlor die AfD zwei Punkte und kommt auf nun 12 Prozent.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) rückte die AfD in die Nähe des Nationalsozialismus. Die führenden Politiker der AfD betrieben Demagogie und machten für eigene Probleme immer andere verantwortlich, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Schäuble zufolge habe man in Europa über Jahrhunderte immer die Juden für alles beschuldigt, »das haben wir in Deutschland während des Nationalsozialismus auf die Spitze der Perversion getrieben«, sagte Schäuble.
Schäuble zufolge spielt »die AfD auf gefährliche Weise mit dem Feuer, wenn sie die Angst vor Ausländern, die Angst vor Fremdem, die Angst vor Neuem schürt«. Zudem habe Gauland mit Blick auf Boateng »genau das gemeint, was er jetzt nicht gesagt haben will«. Deshalb habe die Union das als verabscheuungswürdig gebrandmarkt, sagte der CDU-Politiker.
Gauland soll Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterdessen als »Kanzler-Diktatorin« bezeichnet haben, die das »Volk völlig umkrempelt und viele fremde Menschen uns aufpfropft«. Laut einem von der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« veröffentlichten Wortprotokoll warf Gauland bei einem gemeinsamen Auftritt mit seinem Parteifreund Björn Höcke im brandenburgischen Elsterwerda am Donnerstagabend den Bundestagsparteien vor, »eine Politik der menschlichen Überflutung« zu vertreten. Es handle sich um den »Versuch, das deutsche Volk allmählich zu ersetzen durch eine aus allen Teilen dieser Erde herbeigekommene Bevölkerung.« dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.