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»Es geht nur um neue Märkte«

Die Aktivistin Ruth Nyambura warnt vor mehr Patenten auf Pflanzen und kritisiert die westliche Bevormundung Afrikas

  • Lesedauer: 2 Min.

Frau Nyambura, große Biotechnologie-Konzerne versprechen mit ihrem Saatgut besonders ertragsreiche Pflanzen. Ist das eine Chance für afrikanische Bauern?

Wir erleben ständig, wie traditionelles einheimisches Saatgut die oft genmanipulierten Sorten um Längen schlägt. Die unterschiedlichen traditionellen Samen in Kombination mit dem Wissen um vielseitige Anbaumethoden, das die afrikanischen Bäuerinnen und Bauern haben, sorgen für Biodiversität. Die Ökosysteme und damit auch die Ernten bleiben so eher stabil. Für die Anpassung an den Klimawandel brauchen wir das. Das Saatgut der großen Biotech-Konzerne ist für die Bäuerinnen und Bauern vor allem eines: teuer. Man muss das Saatgut jede Saison neu kaufen und die Pflanzen zusätzlich mit Chemiekeulen düngen. Es ist auf eine industrielle Arbeitsweise ausgelegt.

Wenn Europa mehr Patente auf Pflanzen zulässt, was hätte dieser Schritt für Folgen für afrikanische Bäuerinnen und Bauern?

Sicher, das hätte enorme Auswirkungen darauf, wie sich unser Kontinent ernähren kann. Kleinbauern - rund 85 Prozent der afrikanischen landwirtschaftlichen Produktion werden von diesen bestritten - können bisher die einheimischen Samen sammeln, sie untereinander tauschen oder verkaufen. Liegen plötzlich Lizenzen auf manchen Pflanzen, wäre diese in vielen Regionen gängige Praxis kriminell. Besonders betroffen wären davon die Frauen, denn sie erledigen drei Viertel der landwirtschaftlichen Arbeiten. Für solche Patente auf Natur gibt es keine überzeugende Begründung, sie nützen allein den großen Biotech-Konzernen und vielleicht noch einigen wohlhabenden Großbauern.

Regt sich denn Widerstand?

Es gibt die »Alliance for Food Sovereignty in Africa« für den ganzen Kontinent. Dann gibt es Organisationen auf nationaler oder sogar regionaler Ebene, zum Beispiel die »Food Rights Alliance« in Uganda und das »African Biodiversity Network« in Kenia. Außerdem setzen sich unzählige Bauernkollektive, aber auch Akademiker dafür ein, dass die landwirtschaftlichen Methoden gefördert werden, die afrikanische Bäuerinnen und Bauern seit Ewigkeiten benutzen und weiterentwickeln. Der Westen ist davon besessen, Afrika seine eigenen Fehler wiederholen zu lassen. Da ist überhaupt nichts Altruistisches dran, es geht nur um neue Märkte für Dünger, Herbizide und Saatgut.

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