Showdown bei den Tories
Olaf Standke über den Machtkampf in London
Boris Johnson hat sich jetzt im Rennen um die Nachfolge von Tory-Chef und Premierminister David Cameron hinter die Bewerberin Andrea Leadsom gestellt. Das muss für die Energie-Staatsministerin nicht unbedingt hilfreich sein. Der ehemalige Londoner Bürgermeister und führende Brexit-Kopf hat nach seiner politischen Fahnenflucht auch im eigenen Lager an Reputation verloren. Dass er nicht seinen früheren Weggefährten Michael Gove unterstützt, ist kein Wunder, war der ihm doch kalt mit einer eigenen Kandidatur in den Rücken gefallen. Leadsom gehört nun zu den fünf Frauen und Männern, die die Scherben einer rabiaten »Leave«- und Lügen-Kampagne wegräumen müssen, an der sie ebenfalls maßgeblich beteiligt war. Die konservative Partei in Großbritannien ist wie das ganze Land gespalten und streitet wie die oppositionelle Konkurrenz von Labour erbittert um Posten und Perspektiven. Manchmal verkörpert sich der Riss sogar in einer Person: Die bisherige Innenministerin Theresa May etwa, die als aussichtsreichste Kandidatin bei den Tories gehandelt wird, hatte sich vor dem Referendum noch für den Verbleib in der EU ausgesprochen. Nun aber will sie den Brexit durchsetzen. Nur wie man die so heftig geschmähte Union eigentlich tatsächlich und ganz praktisch verlassen will, darüber hat sich im realen »House of Cards« offensichtlich niemand einen Kopf gemacht.
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