DOSB schickt 425 Sportler nach Rio

Eine Weltmeisterin muss zu Hause bleiben und prüft nun eine Klage

  • Eric Dobias, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 3 Min.
425 deutsche Athleten gehen in Rio auf Medaillenjagd. Die letzten Tickets werden allerdings erst in den kommenden Tagen vergeben. Der DOSB erhofft sich mindestens 44 Medaillen.

Eine etwas kleinere Mannschaft als erwartet soll dem deutschen Sport bei den Olympischen Spielen am Zuckerhut mindestens genauso viele Medaillen bescheren wie vor vier Jahren in London. 425 Sportlerinnen und Sportler vertreten Deutschland bei den Sommerspielen vom 5. bis 21. August in Rio, wo der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf ähnliche Erfolge wie 2012 hofft. »Wir haben damals mit 44 Medaillen ein glänzendes Ergebnis erreicht. Es wäre großartig, wenn wir das wiederholen könnten. Daran wollen wir uns messen«, sagte DOSB-Vorstandschef Michael Vesper.

In der abschließenden Nominierungssitzung am Dienstag in Frankfurt am Main wurden 247 Sportlerinnen und Sportler benannt. Namentlich noch nicht nominiert wurden die Aufgebote im Fußball (Frauen/Männer), Handball (Männer) sowie im Reiten. In den Mannschaftssportarten erfolgt die Kaderbenennung an diesem Donnerstag, bei den Reitern nach dem bis Sonntag laufenden CHIO in Aachen. Hinzu kommen in verschiedenen Sportarten noch 26 sogenannte Alternative Athleten, die als Ersatzleute bereitstehen.

»Wir haben eine gute Mannschaft. Ich bin optimistisch, dass wir das London-Ergebnis wieder erreichen«, sagte Vesper. Bereits am 24. Juli brechen die ersten Sportler nach Rio auf, als Letzte reisen die Marathonläufer am 17. August an. Die offizielle Verabschiedung findet am 1. August am Frankfurter Flughafen statt. »Jetzt geht es richtig los. Wir haben schon den Geruch der Copacabana in der Nase. Es kribbelt«, erklärte Vesper.

Vor vier Jahren waren 392 deutsche Athletinnen und Athleten bei den Sommerspielen vertreten, 2008 in Peking waren es 439. Ursprünglich hatte der DOSB mit einem rund 450-köpfigen Aufgebot geliebäugelt. »Einige Hoffnungen haben sich dann doch nicht erfüllt«, räumte Vesper ein.

Wie immer gab es auch Härtefälle. Prominentester Olympia-Zaungast ist Speerwurf-Weltmeisterin Katharina Molitor. Die Titelträgerin von 2015 musste ihrer Vorgängerin Christina Obergföll das Ticket überlassen. »Für den Verband war es ein Luxusproblem, für die Athletin ist es tragisch, nicht bei Olympia dabei zu sein«, sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletikverbands.

Molitor erwägt nun rechtliche Schritte. »Ich werde mir juristischen Rat holen und schauen, ob ich gegen diese Entscheidung klagen kann«, sagte die 32-Jährige Leverkusenerin der »Rheinischen Post« in der Mittwochausgabe.

Entscheidend für die Nominierung der Offenburgerin Obergföll war, dass die Olympiazweite von 2012 und Weltmeisterin von 2013 in diesem Jahr mit 64,96 und 63,96 Metern zweimal weiter als Molitor geworfen hatte. Molitor gelang ihr weitester Saisonwurf bei der EM in Amsterdam, wo sie mit 63,20 Meter Vierte wurde.

Mit dabei ist dagegen Stabhochsprung-Ass Raphael Holzdeppe, obwohl er nur die internationale Norm erfüllt hat. »Er ist ein Weltklasseathlet, der aufgrund seiner Verletzung derzeit nicht in der Lage ist, Höchstleistungen abzurufen. Wir glauben, dass er bis Rio dazu in der Lage ist«, begründete Dirk Schimmelpfennig, DOSB-Vorstand Leistungssport, die Einzelfallentscheidung.

Auch er glaubt an einen erfolgreichen und sympathischen Auftritt der deutschen Athleten in Rio. »Ich bin überzeugt, dass wir ein hochmotiviertes Team am Start haben. Wir haben ein ambitioniertes Ziel ausgerufen und ich sehe gute Chancen, es zu erreichen«, so Schimmelpfennig. dpa

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -