Mehr Ausnahmezustand: Keine kluge Reaktion auf Nizza

Guido Speckmann über die
 Dominanz des Emotionalen nach dem Anschlag

  • Guido Speckmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war von Beginn an wahrscheinlich, aber es ist – bis jetzt – noch nicht geklärt, ob das Ereignis von Nizza einen terroristischen und/oder islamistischen Hintergrund hat. Doch inzwischen sind die Reaktionen der Politiker nicht nur in Frankreich fest eingeschliffen: Man zeigt sich bestürzt und geschockt, um beinahe im gleichen Atemzug mehr Überwachung, Polizei- und Militärpräsenz und vor allem Angriffe auf den Islamischen Staat in Irak und Syrien zu fordern.

Das ist einerseits verständlich. Nach dem Terrorakt auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo und dem vom vergangenen November ist Frankreich in der Tat schwer gezeichnet vom Terrorismus. Doch andererseits sind die Dominanz des Emotionalen und die Logik der Rache keine klugen Reaktionen. Es ist eine bittere Ironie, dass die französische Regierung durch ihre Reaktion auf den 14. Juli 2016 Prinzipien infrage stellt, die durch den 14. Juli 1789 das Licht der Welt erblickten und deren Werte jetzt erneut von allen westlichen Politikern beschworen werden.

Das Entsetzen und die Trauer sollten stattdessen für eine kühle Selbstbefragung des Westens genutzt werden. Welche Rolle spielen seine Kriege in der islamischen Welt? Wie hängen sie mit dem zunehmenden Terror in Europa zusammen? Und warum zeigen wir uns so bestürzt über den Terror in Paris, Brüssel und Nizza, während wir jenen in Bagdad, Dhaka oder Kabul ignorieren? Was schließlich hat die Gleichheit mit der Durchsetzung des freien kapitalistischen Marktes zu tun?

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.