»Ich bin für lebenslange Sperren«

Mit Heinrich Popow nach Rio: Russlands Dopingskandal beherrscht auch die Nominierung für die Paralympics

  • Thomas Wolfer, Berlin
  • Lesedauer: 2 Min.
Am 7. September starten die Paralympischen Spiele in Rio. Bei der Nominierung des deutschen Kaders trübt der Dopingskandal die Vorfreude. Deutsche Athleten könnten jedoch von Sperren profitieren.

Bei 148 deutschen Athleten um Prothesenspringer Markus Rehm steigt nach ihrer Nominierung die Vorfreude auf die 15. Paralympischen Sommerspiele. Doch der Dopingskandal und ein möglicher Komplettausschluss Russlands hält auch den Behindertensport in Atem.

In dieser Woche entscheidet das Internationale Paralympische Komitee, ob Russland nach dem Nachweis von staatlich gelenktem Doping durch den McLaren-Report vom 7. bis 18. September in Brasilien antreten darf. »Das IPC hat eine einmalige und historische Möglichkeit, eine konsequente Null-Toleranz-Politik gegenüber Doping nicht nur durch Worte, sondern durch Taten zu belegen«, sagte Präsident Friedhelm Julius Beucher vom Deutschen Behindertensportverband.

Ursprünglich hatte das Nationale Paralympische Komitee am Montag wegen der Nominierung der Rio-Mannschaft zu einer Pressekonferenz nach Berlin eingeladen. Dass 83 deutsche Männer und 65 Frauen in Brasilien um Medaillen kämpfen, geriet jedoch schnell in den Hintergrund. Die Dopingproblematik um Russland überschattete alles, inklusive möglicher Auswirkungen für Deutschland. »Es könnte passieren, dass es nach einem Ausschluss Russlands in einigen Sportarten Nachrücker aus Deutschland gibt«, sagte Karl Quade, Chef de Mission in Rio.

Wie aus dem McLaren-Report hervorgeht, wurden in Russland auch Dopingproben von 35 Behindertensportlern manipuliert. »Mehr Nachweis geht nicht. Wenn der Sport da noch Schlupflöcher sucht, gerät er noch weiter in Verruf. Es ist kein Zufall, dass sich immer mehr Menschen von Großereignissen abwenden«, sagte Beucher und betonte: »Das ist keine Entscheidung gegen Russland, sondern gegen ein ganzes System, hinter dem Personen stehen.«

Auch Heinrich Popow, 2012 in London Paralympicsieger über 100 Meter, forderte klare Kante gegen Dopingsünder. »Ich bin für lebenslange Sperren, dann ist die Hemmschwelle höher. Man muss versuchen, dieses System auszulöschen«, sagte der 33-Jährige: »Man kann mit der Entscheidung gegen Russland ein Zeichen setzen, aber man sollte auch in die anderen Länder schauen.« Gleichzeitig warb Popow, der seit seinem ersten Start 2004 in Athen sieben paralympische Medaillen in der Leichtathletik gewann, aber auch für den Höhepunkt der Behindertensportler: »Wir haben auch Sexappeal in unserer Mannschaft. Da sind viele junge, durchtrainierte Athleten dabei. Macht die Kameras an, die kann man zeigen!«

»Wir sind nicht überheblich, aber sehr selbstbewusst und können mit breiter Brust nach Rio fliegen«, sagte Beucher und verwies auf eine ganze Reihe von Welt- und Europameistern. 2012 in London hatte die deutsche Mannschaft 66 Medaillen geholt, davon 18 goldene. Das bedeutete den achten Platz im Medaillenspiegel. Eine Medaillenvorgabe durch den Verband gibt es in diesem Jahr nicht. SID/nd

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