Frauenpolitik ist nicht wählbar

MEINE SICHT

  • Ellen Wesemüller
  • Lesedauer: 2 Min.

So leicht es ist, so lang dauert es auch: aufzulisten, was nach den Wahlen, von gleich welcher Koalition, in punkto Frauenpolitik geleistet werden muss: Der Frauenetat muss erhöht werden, die Mitarbeiterinnen der Frauenprojekte müssen tariflich bezahlt werden, sexistische Werbung gehört verboten, Gewalt gegen Frauen auch im Netz muss bekämpft werden, es braucht dringend neue Frauenhäuser, Prostituierte sind als mündige Menschen anzusehen, die, so freiwillig das im Kapitalismus eben geht, ihrer Arbeit nachgehen, selbst wenn sie, wie in vielen Bereichen auch, beschissen ist.

Genauso leicht ist es, vorauszusagen, dass auch in der neuen Regierung Frauenpolitik keine Priorität haben wird. Sie wird vielleicht mit etwas mehr Geld ausgestattet, wird aber gegenüber anderen Baustellen wie der Stadtplanung den Kürzeren ziehen. Das ist, weil Politik immer noch eine männliche Domäne ist, selbst, wenn diese Politik von Frauen gemacht wird. Hinzu kommen die seit Jahren nervenden Behauptungen zwischen: »sind doch alle längst gleichberechtigt« und: »Frauen zu fördern diskriminiert Männer.«

FeministInnen müssen also mehr tun, als bei der Wahl das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihren Kampf auf die Straße zu tragen: Am Kampftag für Frauen, bei Demos für mehr Frauenhäuser, beim Streik um bessere Bezahlung. Glücklicherweise gibt es in der Hauptstadt eine Vielzahl von FeministInnen, die sich bereits vernetzt haben: Sie kämpfen mit der »Care Revolution« für die Anerkennung und bessere Bezahlung von Sorge- und Pflegearbeit, die hauptsächlich von Frauen geleistet wird. Sie geben, wie der Verein »move«, SexarbeiterInnen eine Stimme. Sie kämpfen, wie das Bündnis »What the fuck«, für das Recht auf Abtreibung mit einer Demonstration am 19. September. Um es mit der Sängerin Beyoncé zu sagen: »Okay, ladies now let›s get in formation!« FeministInnen: orientiert euch. Organisiert euch.

- Anzeige -
Dazu passende Podcast-Folgen:

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.