Jedes Jahr ein neues Smartphone?
Nutzer wünschen sich langlebigere Geräte
Berlin. Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich einer Umfrage im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge weniger und dafür langlebigere Handymodelle. 69 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass die Hersteller »im Jahr zu viele neue Modelle auf den Markt« bringen, wie Greenpeace am Montag mitteilte. Zugleich nutzen die Deutschen aber gern die neuesten Geräte und sind zugleich Recycling- und Reparaturmuffel.
Im Juli und August hatte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos Mori in Deutschland sowie in den USA, Russland, Mexiko, China und Südkorea je etwa 1000 Verbraucher befragt. In allen fünf Ländern ist demnach für die meisten Verbraucher die Langlebigkeit eine wichtige Eigenschaft für ein Smartphone. In Deutschland sagten dies laut Greenpeace drei von fünf Befragten.
»Die Geschwindigkeit, mit der die Hersteller neue Modelle auf den Markt bringen, ist mit technischem Fortschritt nicht zu rechtfertigen«, kritisierte Greenpeace-Chemieexperte Manfred Santen. »Die Menschen wollen nicht das Gefühl bekommen, schon nach einem Jahr ein veraltetes Smartphone zu besitzen.« Die Hersteller müssten auf den Wunsch reagieren und »langlebige Smartphones« auf den Markt bringen.
Einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom zufolge kaufen Verbraucher nur selten wegen eines kaputten Handys ein neues Exemplar. In der im Februar veröffentlichten Erhebung gaben nur acht Prozent dies als Grund an. 47 Prozent nannten den Wunsch nach einem Smartphone auf dem neuesten Stand der Technik. Der Bitkom-Umfrage zufolge hatten 55 Prozent der Verbraucher ihr aktuelles Smartphone vor maximal einem Jahr gekauft. Älter als 24 Monate war das Gerät nur in 15 Prozent der Fälle.
Während die Deutschen gern ein brandneues Mobiltelefon ihr eigen nennen, sind sie laut Greenpeace beim Thema Reparatur und Recycling das Schlusslicht. Nur elf Prozent gaben demnach an, ein beschädigtes Mobiltelefon schon einmal beim Hersteller in Reparatur gegeben zu haben. Drei Prozent reparierten es selbst. Lediglich neun Prozent haben jemals ein altes Handy verkauft oder an ein spezielles Recyclingunternehmen gegeben. Laut Greenpeace stellte die kurze Lebensdauer von Mobiltelefonen zusammen mit steigenden Absätzen und einer niedrigen Recyclingquote ein »wachsendes Umweltproblem« dar. Die Hersteller verarbeiteten große Mengen an Metallen wie Kobalt, Palladium oder Tantal, deren Gewinnung mit großen ökologischen Schäden in Asien, Afrika und Russland verbunden sei.
Mehr als 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland haben laut Statistischem Bundesamt mindestens ein Handy. Bitkom rechnet damit, dass im laufenden Jahr 28,2 Millionen Smartphones in Deutschland verkauft werden, 7,5 Prozent mehr als 2015. AFP/nd
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