Paydirekt schleicht Paypal hinterher
Bezahldienst deutscher Banken gewinnt einige wichtige Händler / Abstand zu US-Konzern bleibt aber dennoch groß
Berlin. Mit Paydirekt wollten deutsche Banken ihren Kunden einen eigenen Zahldienst für Einkäufe im Internet bieten. Doch ein Jahr nach den ersten Gehversuchen hinkt das Projekt dem Konkurrenten Paypal weit hinterher. Daran wird sich wohl auch nichts dadurch ändern, dass Paydirekt nun auf einer wichtigen Baustelle etwas aufholen: Das Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Banken gewinnt einige wichtige Händler, um Kunden mehr Einkaufsmöglichkeiten im Internet zu bieten.
»Zwölf große Händler mit einem jährlichen Gesamtumsatz von 1,3 Milliarden Euro im Online-Handel haben zugesagt«, sagte Paydirekt-Geschäftsführer Niklas Bartelt der Deutschen Presse-Agentur. Darunter seien der Internet-Shop der Deutschen Post und des Modehändlers Adler sowie der Optikversand Linsenplatz.de, der Bürobedarfshändler Drucker.de und der Badshop Reuter.de. Die Drogeriemarktkette dm plane ebenfalls teilzunehmen. Sie sollten bis zum Weihnachtsgeschäft an Paydirekt angebunden werden.
Deutsche Banken und Sparkassen hatten Paydirekt im vergangenen Jahr gestartet. Mit dem eigenen Internet-Bezahldienst wollen sie dem US-Konkurrenten Paypal Paroli bieten und im wachsenden Internethandel Bankkunden an sich binden. Diese können bei Paydirekt über das eigene Girokonto per Benutzername und Passwort online einkaufen. Die Daten bleiben somit bei der Hausbank und auf Servern in Deutschland.
Doch das Projekt lief langsam an. Nach einer ersten Online-Zahlung am 17. August 2015 in der Pilotphase schaltete die Hypovereinsbank im vergangenen November Paydirekt für ihre Kunden frei. Die Deutsche Bank, Commerzbank und Genossenschaftsbanken folgten, die Sparkassen mit ihren vielen Privatkunden zogen im Frühjahr nach. Für das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft kam Paydirekt zu spät.
So bleibt der Abstand zum Wettbewerber Paypal, der schon seit 2004 auf dem deutschen Markt ist, groß: Während die mehr als 16 Millionen Kunden des US-Dienstes hierzulande in über 50.000 Online-Geschäften zahlen können, bietet Paydirekt erst 160 Händler. Der Dienst hat Bartelt zufolge 600.000 registrierte Kunden. Jede Woche komme eine fünfstellige Zahl dazu.
Das überschaubare Angebot an Händlern - darunter wenige namhafte Adressen - gilt bisher als Schwäche von Paydirekt. Der Handelsriese Metro etwa mit seinen Marken Media Markt und Saturn will erst bis zum Weihnachtsgeschäft dazu stoßen. Momentan liege der Fokus darauf, Händler zu gewinnen, sagte Bartelt. dpa/nd
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