Nach »Alle für Kalle« jetzt Kalle für alle?

Kölner Mietrebell will für die LINKE in den Landtag

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Er ist, wie die Gazetten schreiben, »Kölns bekanntester Mieter« und als solcher inzwischen ein regelrechter Lokalpromi. Im März berichtete etwa der »Express« nicht nur darüber, dass Kalle Gerigk »in seinem Skoda« von einem Porschefahrer in einen Verkehrsunfall verwickelt wurde - sondern auch über den Song, den er in diesem Moment vor sich hingesummt habe: Es war »Knocking on heaven's door«.

Jetzt will der 56-jährige Kölner seine Popularität in Politik übersetzen: Am Montag kündigte er in einer E-Mail an, er wolle bei der anstehenden Landtagswahl im Mai 2017 als parteiloser Kandidat für die nordrhein-westfälische LINKE antreten. Gegenüber »nd« sagte er, er strebe einen aussichtsreichen Listenplatz an. »Ich will wirklich in den Landtag, nicht nur eine reine Kampagne.«

Bekannt wurde Gerigk im Jahr 2014, als die Wohnung im Kölner Agnesviertel, in der er seit 30 Jahren zur Miete lebte, verkauft wurde und der neue Eigentümer plötzlich wegen Eigenbedarfs kündigte. Das wollte Gerigk so einfach nicht hinnehmen. Sein Kampf gegen diese Kündigung fand so viel Unterstützung, dass er in Köln und darüber hinaus zum Symbol einer Stadtpolitik avancierte, die eine Verdrängung Alteingesessener mit weniger dicken Geldbörsen in Kauf nimmt und fördert. Gegen einen Räumungstermin protestierten Hunderte unter dem Motto »Alle für Kalle«. Letztlich musste Gerigk allerdings trotzdem ausziehen. Inzwischen hat er aber eine Wohnung in unmittelbarer Nachbarschaft seines alten Domizils bezogen.

Engagieren will er sich für Wohnungspolitik. »Wir brauchen nachhaltig-bezahlbaren Wohnraum. Wir brauen eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit«, erklärt Gerigk, »Wohnraum ist keine Ware!« Der Mieteranteil im Land liege bei weit über 50 Prozent. Für diese Menschen will er sich im Landtag einsetzen.

Auf »Alle für Kalle« folgt »Kalle für alle«? Im Kreisverband ist Gerigk gut bekannt. Mit der Landespartei hat er bisher aber noch nicht konkret über eine mögliche Kandidatur gesprochen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -