Usbekistans Präsident Karimow ist tot
Bestätigung aus Taschkent folgte nach Erklärung des türkischen Premiers / Beerdigung bereits am Samstag in Samarkand
Berlin. Der langjährige usbekische Präsident Islam Karimow ist tot und soll schon am Sonnabend in Samarkand beerdigt werden. Samarkand im Südwesten der zentralasiatischen Republik ist die Heimatstadt Karimows, der am Freitag im Alter von 78 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben war. Mit der Organisation der Beisetzung wurde Ministerpräsident Schawkat Mirsijojew beauftragt. Beobachter werteten dies als Hinweis darauf, dass dieser die Nachfolge als Staatschef antreten könnte.
Karimow hatte Usbekistan mehr als ein Vierteljahrhundert lang mit harter Hand regiert. Bereits 1989 rückte er in der Kommunistischen Partei an die Spitze der damaligen Sowjetrepublik auf. Nach der Unabhängigkeit 1991 wurde er zum Staatschef gewählt. Zuletzt wurde er im März 2015 mit mehr als 90 Prozent für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Menschenrechtsorganisationen haben Karimow Wahlfälschungen, die Festnahme Oppositioneller und Folter an Gefangenen vorgeworfen.
Zunächst mehrten sich am Freitag die Meldungen über die Verschlechterung seines Gesundheitszustands. Dann erklärte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim, er wisse, dass Karimow gestorben sei. Eine Bestätigung der usbekischen Behörden stand jedoch über Stunden aus.
»Möge Gottes Gnade mit ihm sein. Wir teilen den Schmerz und die trauer des usbekischen Volkes«, sagte der türkische Premier Yildirim in einer im Fernsehen übertragenen Kabinettssitzung zum Tod von Karimow.
Da die Nachfolgefrage nicht geklärt ist, befürchten Experten einen Machtkampf nach dem Tod des Präsidenten. Das überwiegend muslimisch geprägte Usbekistan gilt als Rückzugsort für islamistische Extremisten. Laut Verfassung würde Senatspräsident Nigmatulla Juldaschew an die Stelle des Staatschefs treten, wenn dieser stirbt. Als wahrscheinlicher gilt allerdings, dass sich Ministerpräsident Schawkat Mirsijojew oder sein Stellvertreter Rustam Asimow durchsetzen.
Zum Kreis der möglichen Konkurrenten zählt auch Sicherheitschef Rustam Inojatow. Der 72-jährige ist bereits seit 1995 als Sicherheitschef im Amt. Er trägt einen wesentlichen Anteil am Klima der Repression, das Karimows Herrschaft prägte. Dazu zählen Folter von Oppositionellen und Zwangsarbeit in der Baumwollindustrie.
Inojatow soll auch für die gewaltsame Niederschlagung von Demonstrationen in Andischan im Osten des Landes im Jahr 2005 mitverantwortlich sein. Laut einem Bericht der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wurden damals zwischen 300 und 500 Demonstranten getötet.
Der am 30. Januar 1938 geborene Karimow wurde in einem Waisenhaus in der Stadt Samarkand groß. Nach Ingenieursstudien rückte er in der Kommunistischen Partei 1989 an die Spitze der damaligen Sowjetrepublik Usbekistan auf. Nach der Unabhängigkeit 1991 wurde er zum Staatschef gewählt - und zuletzt wurde er im März 2015 mit mehr als 90 Prozent für ein weiteres fünfjähriges Mandat im Amt bestätigt.
Im Jahr 2013 drang ein heftiger Streit in der Familie Karimow an die Öffentlichkeit. Karimows Tochter Gulnara, die einst als eine mögliche Nachfolgerin betrachtet wurde, warf ihrer jüngeren Schwester und ihrer Mutter Hexerei vor, bezichtigte Sicherheitschef Inojatow der Korruption und verglich ihren Vater mit Sowjetführer Josef Stalin. Gulnara Karimowa steht seit 2014 unter Hausarrest. nd/Agenturen
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