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  • Sportlerwahl 2006

Ohne Handschuhe und mit alten Stöcken

Der Oberhofer Biathlet Sven Fischer wurde nach 1999 zum zweiten Mal ND-Sportler des Jahres

  • Lesedauer: 3 Min.
Sven Fischer vom WSV Oberhof ist mit acht olympischen Medaillen (darunter vier goldenen) und 19 WM-Medaillen (neun WM-Titel) einer der erfolgreichsten deutschen Biathleten. Der 35-Jährige, der bei den Winterspielen 2006 zwei Mal Gold und einmal Bronze gewann, wurde nach 1999 zum zweiten Mal ND-Sportler des Jahres.
ND: Gratulation, Sven Fischer, sind Sie verblüfft über Ihre Wahl?
Fischer: Natürlich, weil es auch andere verdient hätten. Ich sehe die Wahl der ND-Leser als eine Anerkennung meiner sportlichen Leistungen und des deutschen Biathlon-sports überhaupt. Und vielleicht ist es nicht nur eine Wahl zwischen Start und Ziel, sondern auch zwischen Ziel und Start. So gesehen macht mich das schon stolz.

Ihr Sieg über 10 km war Ihr erstes Olympia-Gold auf einer Einzelstrecke. Wie groß ist Ihre Genugtuung nach diesem Triumph?
Seit meinem ersten WM-Medaillengewinn 1993 habe ich unheimlich schöne internationale Erfolge feiern dürfen. Dabei fehlte bislang ein Einzel-Olympiasieg. Nun habe ich es geschafft, aber ich sage jetzt nicht: Endlich. Jede Medaille hatte zu ihrer Zeit besonderen Wert.

Was reizt Sie am Biathlonsport?
Die zwei Seiten: Langlauf und Präzisionsschießen. Nur eines von beidem wäre mir zu wenig. Ich liebe das Zusammenspiel von Körper und Technik.

Sie laufen ohne Handschuhe und mit einem alten Skistocksystem. Was hat das für eine Bewandtnis?
Das ist etwas schwierig zu erklären. Ich habe schon als Jugendlicher Probleme mit meiner Armhaltung. Von daher resultiert, dass ich seit 1989 einen speziellen - inzwischen veralteten - Skistockgriff benutze. Mein Griff ist in etwa mit dem Griff beim Klimmzug an einer Stange zu vergleichen. Und auf Handschuhe verzichte von jeher.

Ist mit fast 36 Jahren Ihr Karriereende in Kürze abzusehen?
Ich freue mich über jedes Jahr, das ich weitermache. Das geht schon drei Jahre so. Ich werde nach jeder Saison entscheiden, wie es weitergeht. Wenn ich aufhöre, dann passiert das schlagartig.

Und was kommt dann?
Ich bin seit acht Jahren Vollprofi und seitdem auch kein Bundeswehrangehöriger mehr. Inzwischen bin ich Angestellter eines Logistik-Unternehmens in Erfurt-Apfelstädt. Dort möchte ich später meinen Stuhl ehrlich besetzen.

Wie verbringen Sie das Weihnachtsfest?
Mit meiner Freundin Doreen, unserer fast dreijährigen Tochter Emilia Sophie, die ich oft vermisse, wenn ich durch den Sport unterwegs bin, und den Eltern. Da auf dem Rennsteig kein Schnee liegt, um trainieren zu können, werde ich vermutlich schon am ersten Weihnachtsfeiertag wieder unterwegs sein und dorthin fahren, wo Schnee liegt. Denn am 3. Januar startet der nächste Weltcup - zuhause in der ausverkauften Rennsteigarena in Oberhof.

Gespräch: Jürgen Holz


Sportler des Jahres
1. Sven Fischer, Biathlon 449
2. André Lange, Bob 288
3. Erik Zabel, Radsport 228
4. Miroslav Klose, Fußball 107
5. Michael Greis, Biathlon 95
6. Ralf Bartels, Leichtathletik 69
7. Fabian Hambüchen, Turnen 53
8. Andreas Dittmer, Kanu 44
9. Robert Bartko, Radsport 36
10. Wojtek Czyz, Behind.-Sport 34

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