Appelle für Ende des »Kriegs gegen den Terror«

15 Jahre nach 9/11: Obama ehrt Opfer und ruft Nation zur Einheit auf / Grüne kritisieren Verrat an Menschenrechten

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. US-Präsident Barack Obama hat die Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 geehrt und die Nation zur Einheit aufgerufen. In einer Rede am Pentagon, einem der Anschlagziele der Terroristen vor 15 Jahren, verwies Obama auf die Fortschritte im Kampf gegen Al Kaida und andere Terrorgruppen. Wichtig sei aber nicht nur ein entschlossener Kampf gegen den Terror, sondern auch, dass die USA ihre Werte bekräftigten. Die von der Nation gebotene Vielfalt sei keine Schwäche, sondern »war und wird immer unsere größte Stärke sein«, sagte Obama. »Lasst nicht zu, dass andere uns spalten.«

Terroristen hatten am 11. September 2001 Flugzeuge in die Zwillingstürme des New Yorker World Trade Center und ins Pentagon gesteuert. Eine weitere entführte Maschine wurde von Passagieren über Pennsylvania zum Absturz gebracht. Insgesamt kamen bei den Anschlägen fast 3000 Menschen ums Leben.

Grüne und zivilgesellschaftliche Organisationen fordern zum Jahrestag der Anschläge eine Beendigung der militärischen Reaktionen darauf. »Der Krieg gegen den Terror muss endlich beendet werden«, sagte Grünen-Außenexperte Omid Nouripour der »Rheinischen Post«. Dieser »Krieg« suggeriere, dass eine militärische Lösung möglich sei. Zwar müssten Terroristen dort zurückgedrängt werden, wo sie Territorien besetzt hielten. Bei allen Auseinandersetzungen seien jedoch die Menschenrechte in besonderer Weise zu beachten. »Jeder Verrat an den Menschenrechten, der im Namen des Krieges gegen den Terror begangen wird, wirkt als Brandbeschleuniger und führt zu neuen Rekrutierungen für den Terrorismus«, warnte Nouripour.

Auch die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW hat zum Jahrestag der Terroranschläge ein Ende des militärischen Vorgehens gefordert. Der »Krieg gegen den Terror« habe eine ganze Region ins Chaos gestürzt und einen verheerenden Anstieg von Fluchtbewegungen ausgelöst, erklärte die IPPNW-Vorsitzende Susanne Grabenhorst in Berlin. Millionen syrischer, irakischer und afghanischer Flüchtlinge seien unmittelbar und mittelbar Leidtragende der Militärinterventionen mit deutscher Beteiligung.

IPPNW forderte die Bundesregierung auf, den sogenannten Krieg gegen den Terror nicht länger zu unterstützen. Stattdessen sollte die Politik auf Mittel der zivilen Konfliktbearbeitung setzen. Zudem müssten deutsche Waffenexporte in Kriegs- und Krisenregionen endlich gestoppt werden. »Terror kann nicht mit Krieg bekämpft werden«, so Grabenhorst. Laut IPPNW hat der nach den Terroranschlägen von 2001 von der US-Regierung ausgerufene »Krieg gegen Terror« in den ersten zehn Jahren 1,3 Millionen Menschen das Leben gekostet.

Mit einer Schweigeminute in New York haben die USA am Sonntag der Opfer der Anschläge gedacht. Bei der Zeremonie am Ground Zero, wo die Zwillingstürme des World Trade Centers standen, verlasen Angehörige und Polizisten danach die Namen der Opfer. An der Gedenkveranstaltung zum 15. Jahrestag der Anschläge nahmen auch die US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump teil.

Um 8.46 Uhr Ortszeit (14.46 Uhr MESZ) fand die erste Gedenkminute in New York statt - um diese Uhrzeit war das erste Flugzeug in das World Trade Center gerast. Auch zu den Zeitpunkten, als ein weiteres Flugzeug in den zweiten Zwillingsturm flog sowie als die beiden Türme nacheinander einstürzten und als die Flugzeuge am Pentagon und in Pennsylvania abstürzten, sollte innegehalten werden. Agenturen/nd

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