Ente zum Fest
Donald Duck bayerisch
Demnächst beginnt in München wieder die größte legale Drogenverabreichung Deutschlands, das Oktoberfest. Dies nimmt der Comic-Verlag Egmont Ehapa zum Anlass, eine neue Reihe der Lustigen Taschenbücher (LTB) mit Geschichten von Donald Duck und Mickey Maus herauszubringen - und zwar in Mundart. In diesem Fall Münchnerisch. Der Verlag hat dies schon mit den Asterix-Bänden gemacht, nun soll auch Entenhausen (»Enddnhausn«) dran glauben. Natürlich funktioniert das nicht. Bei Asterix und seinen antiimperialistischen Galliern ist es noch halbwegs lustig, die bekannten Geschichten noch mal auf Schwäbisch, Fränkisch und Neuhessisch zu lesen - schließlich ist der Kampf anachronistischer Stammesgemeinschaften um ihre völkische Identität das zentrale Thema dieser Comicserie. Im kosmopolitischen Entenhausen aber ist das völlig grotesk.
So ist denn auch bei den meisten der acht Geschichten gar nicht klar, wo sie spielen. Man hat einfach irgendwelche Storys aus alten LTB oder Duck-Heften genommen, in denen irgendwie Berge, Wandern oder das Landleben vorkommen, und die Sprechblasen in Münchner Dialekt übersetzt. Die letzte Geschichte (aus dem Mickey Maus Magazin 2007) ist zwar klar verortet, sie spielt im Schloss Neuschwanstein, somit allerdings nicht in München. Und die erste Geschichte des Bands, »Eiertanz im Alpenland« (erstmals erschienen 2004 in der Reihe »Onkel Dagoberts Schatztruhe«), beginnt zwar auf dem Oktoberfest in München, spielt dann jedoch größtenteils in der Schweiz, weil dort ein Geldspeicher (»Gäidschbeicha«) Dagoberts steht. Völlig unklar bleibt, weshalb die einheimischen Bayern sowie Donald, Dagobert, Tick, Trick und Track und die Panzerknacker aus Entenhausen, die dort nur im Urlaub sind, Münchnerisch sprechen, die Schweizer dann aber allesamt Hochdeutsch, ebenso wie Dagoberts Sekretärin und sein Butler währenddessen in der Entenhausener Heimat. In Entenhausen redet man also offensichtlich immer noch Hochdeutsch, weshalb tun das dann nicht auch die Ducks bei ihrer Urlaubsreise?
Dass die Oktoberfestszene nicht gerade realistisch ist - keine Alkoholexzesse, keine Schlägereien, keine sexuellen Übergriffe - mag man verzeihen, bzw. mag der Entstehungszeit dieser Geschichte in den achtziger Jahren geschuldet sein, womöglich waren die Feste damals noch gesitteter. Dass eine Fahrt in die Schweiz als Fahrt ins »Land vo de Kuckuckuan« bezeichnet wird, ist dann aber doch schon ärgerlich. Nun mögen aus Preußischer Sicht - Egmont Ehapa sitzt in Berlin - Schwarzwald, Bayern, Schweiz und der ganze Kram ein und dasselbe sein, doch für ein Mundart-Special, das sich vor allem auf regionale Besonderheiten zu konzentrieren vorgibt, ist dies ungenügend. Zumindest einer behält den Durchblick: Donald, wer sonst. Bei einem Spaziergang durch München freuen sich seine drei Neffen: »Schee, de oidn Heisa!« Donald murrt: »As reinsde Freilichdmuseum! Greisli!« Das gilt für den ganzen Band.
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