Plötzlich oben angekommen
Die Deutsche Eishockey Liga startet in die neue Saison. Obwohl ein Aufstieg noch unmöglich ist, sind die Pinguins Bremerhaven neu dabei
An diesem Freitag beginnt die neue DEL-Saison mit Quereinsteiger Bremerhaven. Sie Favoriten auf den deutschen Eishockeytitel kommen jedoch jedoch aus München und Mannheim.
Von Jürgen Holz
Die Fischtown Pinguins Bremerhaven waren 2002 Zweitligameister. Was in den meisten anderen Sportarten zum Aufstieg ins Oberhaus führt, ist im Eishockey nicht so einfach. Damals konnten die Pinguine den Aufstieg finanziell nicht stemmen, denn jenes Oberhaus DEL verlangt von seinen Mitgliedern hohe Umsätze und möglichst große Arenen. Wenige Jahre später schottete sich die Deutsche Eishockey Liga ganz ab und verwarf das Prinzip von Auf- und Abstieg nach amerikanischem Vorbild komplett.
Trotzdem wurde in Bremerhaven am großen Ziel weitergearbeitet, ein neues Stadion gebaut und im Hintergrund die wirtschaftliche Basis für die DEL geschaffen. Sportlich ging es indes auf und ab. 2012 waren sie laut Tabelle schon in die Oberliga abgestiegen, konnten sich aber am »grünen Tisch« in der 2. Liga halten. Zwei Jahre später jubelte man wieder über den Meistertitel.
DEL und DEL2 arbeiten seit Langem an einem neuen Aufstiegskonzept. Der Fahrplan war auf 2018 ausgerichtet, doch plötzlich erfüllt sich schon jetzt überraschend der Traum der Bremerhaven. Die Hamburg Freezers gaben aus finanziellen Gründen im Mai ihre DEL-Lizenz zurück, obwohl Eigner Philipp Anschutz ein Multimillionär ist. Damit war der Weg frei für Bremerhaven, und dafür mussten sie nicht mal Meister werden. Als Mitfavorit in der DEL2 waren sie bereits im Viertelfinale an Dresden gescheitert. »Natürlich ist es schöner, sportlich aufzusteigen«, sagt Bremerhavens Trainer Thomas Popiesch, der erst im Januar das Amt übernommen hat, »aber das Eishockey-Profigeschäft in Deutschland tickt nun mal anders. Da spielen auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle.«
13 Abgänge, 16 Neuzugänge und mit 3,8 Millionen Euro der kleinste Etat - trotzdem will Bremerhaven nicht Letzter werden. »Wir werden nicht immer das schönste Eishockey spielen, aber wir wollen zu Hause eine Macht sein. Auch Underdogs können beißen«, kündigte Popiesch an.
Die Prioritäten des übrigen Feldes sind andere. Folgt man der Trainerumfrage, werden Titelverteidiger EHC Red Bull München und der siebenmalige Meister Adler Mannheim am Ende oben stehen. Zwei Trainer sehen die Kölner Haie noch mit im Rennen. Es sind auch die drei finanzstärksten Vereine der DEL: München mit einem geschätzten Etat von 12,5 Millionen Euro, Mannheim und Köln mit jeweils 11,5 Millionen Euro.
Die Eisbären Berlin gehören wie Hamburg zur Anschutz-Gruppe. Glaubt man Geschäftsführer Peter-John Lee droht jedoch nicht das gleiche Schicksal: »Die Situation in Berlin ist mit Hamburg nicht vergleichbar«, sagt er. Mit der finanziellen Entwicklung des Vereins sei er zufrieden und gibt sogar eine Garantieerklärung ab: »Der Klubeigner wird immer hinter uns stehen.«
Die Eisbären, die an diesem Freitag Straubing empfangen, setzen auch noch etwa 10,2 Millionen Euro um, werden aber von keinem Trainer mehr als Favorit genannt. Die Berliner vermeiden auch selbst, sich auf ein konkretes Ziel festzulegen. Cheftrainer Uwe Krupp ließ sich nur entlocken: »Jedes Team, das sich für die Playoffs qualifiziert, kann sich auch Chancen auf den Titel ausrechnen. Unsere Mannschaft ist gut aufgestellt. Wir sind in der Lage, attraktives Eishockey zu spielen.« Krupp verweist auf die ausgeglichene Liga, in der hinter München, Mannheim und Köln bis zu acht Mannschaften viel Potenzial haben. »Und wir gehören dazu.«
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