Überarbeitet

Personalie: Handballer Christian Dissinger will wegen Überlastung ein Jahr Pause vom Nationalteam nehmen.

Was zu viel ist, ist zu viel, jedenfalls für Christian Dissinger. Erst 24 ist der Handballer vom Rekordmeister THW Kiel, ein Nationalspieler im besten Alter. Im Februar dieses Jahres gehörte er zur deutschen Auswahl, die in Polen Europameister wurde, im August lief der 2,02 Meter große Rückraumspieler bei Olympia in Rio de Janeiro auf. Doch obwohl für die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) mit der WM im Januar 2017 schon das nächste Großereignis ansteht, verkündete Dissinger dem Bundestrainer jetzt, dass er ein Jahr pausieren und nur für den Verein spielen wolle. »So kann es nicht weitergehen«, sagte Dissinger der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«.

In der Logik eines Sportprofis war sein Schritt überfällig: In den vergangenen acht Monaten war Dissinger fünf Monate nicht einsatzfähig - bei EM und Olympia hatte er sich Verletzungen zugezogen. Dass diese jeweils im DHB-Trikot passierten, sei zwar Zufall gewesen, sagt Dissinger, doch insgesamt werde seinen Kollegen und ihm einfach zu viel abverlangt: »Aus Sportmarketing-Gesichtspunkten ist der Terminkalender der Handballer vielleicht sinnvoll. Betrachtet man die Belastung der Spieler, ist er das aber sicher nicht. Regenerationszeiten für Spieler sind zwischen den Spielen und den Turnieren viel zu kurz angesetzt.«

Für die besten Handballer steht mit EM oder WM mindestens ein Turnier pro Jahr an. Sollte Kiel eine erfolgreiche Saison spielen, könnten durch Bundesliga, Pokal und Champions League 60 Spiele zusammenkommen. 27 Länderspiele hat die deutsche Auswahl 2016 schon gespielt, zwei kommen noch dazu. Bis zu 90 Spiele drohen also im Maximalfall. Immer wieder beklagen Spieler und Trainer das absurde Pensum, doch weder die Liga noch der europäische Handballverband hatten bisher ein Einsehen.

Mit Christian Dissinger zog nun erstmals ein Profi die Konsequenz. Sogar Bundestrainer Dagur Sigurdsson zeige dafür Verständnis, sagt Dissinger: »Er war sicherlich nicht begeistert, aber er versteht auch meinen Schritt. Dafür bin ich ihm dankbar.«

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