Polizei in Uganda zerschlägt Homosexuellen-Demonstration
Dutzende Festgenommene in Hauptstadt Kampala verhört / Empörung in sozialen Netzwerken
Ugandische Polizisten haben am Samstag in Entebbe eine Homosexuellen-Demonstration verhindert. Nachdem ein Minister der Regierung die Veranstaltung als »illegal« erklärte, wurden Teilnehmer der Parade eingekesselt und festgenommen. Schwerbewaffnete Polizisten griffen laut den Organisatoren mindestens einen Demonstranten an.
Der im Kabinett für Ethik und Integrität zuständige Minister Simon Lokodo hatte bereits am Donnerstag erklärt, Teilnehmer der Parade müssten mit Festnahmen und strafrechtlicher Verfolgung rechnen. In Uganda sind nach einem Gesetz aus Kolonialzeiten »homosexuelle Handlungen« verboten, es drohen bis zu 14 Jahre Haft. Homosexuelle werden in dem ostafrikanischen Land immer wieder festgenommen, verfolgt und misshandelt. Auch die Todesstrafe ist unter Umständen möglich. Lokodo forderte später die Polizei auf, die Veranstaltung aufzulösen.
Mehr als 100 Demonstranten waren trotz der Einschüchterungen an einem Strand des Viktoria-Sees zusammengekommen. Die Polizei hatte laut Beobachtern die meisten von ihnen festgenommen und in Minibussen in die Hauptstadt Kampala gefahren. Einer der Teilnehmer sei dabei aus Angst von einem fahrenden Fahrzeug gesprungen und habe sich verletzt. »Die Menschen sind traumatisiert«, berichtete der Aktivist Frank Mugisha der britischen Zeitung »The Independent«. In Kampala wurden anschließend laut der Menschenrechtsorganisation »Farug« die Demonstranten von der Polizei verhört.
Die Zerschlagung der Veranstaltung rief in sozialen Netzwerken eine Welle der Empörung hervor. Zahlreiche internationale Nutzer*innen, darunter auch Politiker*innen und Aktivist*innen, äußerten sich wütend über das Vorgehen der Behörden. Kristian Schmidt, der EU-Botschafter von Uganda, rief die Regierung dazu auf, die Rechte der LGBTI-Gemeinde zu achten.
Ursprünglich war der ugandische Christopher Street Day bereits für August geplant gewesen, er wurde jedoch nach Drohungen Lokodos wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. Die Polizei nahm damals laut »Independent« bei einer Razzia rund 20 Leute fest, die sich für die Veranstaltung in einer Diskothek getroffen hatten. Minister Lokodo hatte bei einem Treffen mit den Organisatoren gesagt, er werde bei einer weiteren Demonstration Schlägertrupps auf die Teilnehmer losschicken.
Lokodo, ein ehemaliger Priester, der von Papst Benedikt nach der Übernahme eines politischen Amtes exkommuniziert wurde, gilt als einer der lautstarksten Gegner der Schwulen- und Lesbenbewegung in Uganda. Immer wieder wird er mit hetzerischen Äußerungen zitiert. Auch die evangelikalen Kirchen in dem afrikanischen Land schüren den Hass gegen Homosexuelle. Konservative Politiker unterstützen sie dabei. Mit epd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.