Gnade für Maria Scharapowa

Der Sportgerichtshof CAS verkürzt die Dopingsperre des Tennisstars auf 15 Monate

  • Benjamin Tonn, Lausanne
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Nachricht aus Lausanne sorgte bei Maria Scharapowa für große Erleichterung. »Nach einem der härtesten Tage meiner Karriere im März habe ich nun einen meiner glücklichsten Tage erlebt«, sagte die 29-Jährige am Dienstag zu der Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofes CAS in der Schweiz.

Die oberste Sportgerichtsbarkeit hatte kurz zuvor die zweijährige Sperre gegen den russischen Tennisstar wegen Meldonium-Missbrauchs um ein Dreivierteljahr auf nun nur noch 15 Monate reduziert - und verstärkte bei der früheren Weltranglistenersten die Vorfreude auf das lang ersehnte Comeback. »Tennis ist meine Leidenschaft und ich habe es vermisst«, sagte Scharapowa: »Ich zähle die Tage, bis ich auf den Platz zurückkommen kann.« Und dies wird nun früher sein als erwartet. Die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin ist bereits am 26. April 2017, viereinhalb Wochen vor Beginn der French Open, wieder spielberechtigt. Ursprünglich wäre ihre Sperre erst im Januar 2018 abgelaufen.

In seiner Begründung schrieb das Gericht, »dass Frau Scharapowa gegen die Antidoping-Regeln verstoßen hat. Obwohl es kein schwerwiegender Fehler war, trägt sie eine Teilschuld, wofür eine Sperre von 15 Monaten angemessen ist.« Der CAS erklärte, dass sowohl der Tennisweltverband ITF als auch die Welt-Antidoping-Agentur WADA den veränderten Status der Substanz nicht klar genug kommuniziert habe. Seit dem 1. Januar 2016 wird Meldonium als Dopingmittel eingestuft, zuvor durften Sportler das in Osteuropa weit verbreitete Herz-Kreislauf-Medikament legal einnehmen.

Zudem legte der CAS positiv aus, dass Maria Scharapowa direkt die Verantwortung übernommen hatte, kurz nachdem sie am 26. Januar dieses Jahres während der Australian Open in Melbourne positiv getestet worden war. Dies hatte sie auf einer Pressekonferenz am 7. März öffentlich gemacht. Rund drei Monate später wurde die einst bestbezahlte Sportlerin der Welt vom Tennisweltverband ITF rückwirkend für zwei Jahre gesperrt. Gegen diese Entscheidung hatte sie Einspruch beim CAS einlegt. Scharapowa betonte auch in der Verhandlung stets, die Substanz seit zehn Jahren als Medikament eingenommen zu haben und kritisierte das Urteil als »unverhältnismäßig hart«, da sie nichts von einem Verbot gewusst habe.

Aufgrund der Dopingsperre hatte die 29-Jährige in dieser Saison die French Open, Wimbledon, die US Open sowie die Olympischen Spiele in Rio verpasst. Während sich Martina Navratilova im Vorfeld der Entscheidung für eine Reduzierung der Sperre stark gemacht hatte, begrüßten einige Kollegen wie Roger Federer und Andy Murray das rigorose Vorgehen der ITF gegen die auf der Tennistour nicht sonderlich beliebte Russin. Erfreut zeigte sich nun hingegen Steve Simon, Chef der Frauen-Profitour WTA: »Wir sind froh, dass der Prozess nun abgeschlossen ist und freuen uns, Maria 2017 wieder auf der Tour begrüßen zu dürfen.«

Ganz ohne kritische Worte nahm Scharapowa das Urteil aber nicht hin und teilte gegen die ITF aus. »Ich habe gelernt, wie viel besser andere Verbände bei der Benachrichtigung ihrer Athleten bei Regeländerungen waren - vor allem in Osteuropa, wo Meldonium häufig von Millionen von Menschen genommen wird«, sagte Scharapowa.

Auf das Mittel, das Durchblutung und Ausdauer fördern soll, waren seit Jahresbeginn mehr als 100 Sportler zumeist aus Russland positiv getestet worden. »Ich hoffe, dass die ITF und andere Antidoping-Behörden im Tennis sich diesen Fall genau ansehen, dass kein Tennisspieler noch einmal das durchmachen muss, was mir widerfuhr.« SID/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.