Angst vor der Revolte

Theresa Mays Rede über die Zukunft Großbritanniens / UKIP-Chefin zurückgetreten, Farage kommt wieder

  • Lesedauer: 2 Min.

Birmingham. »Anti-kapitalistische Unruhen« - davor sorgt man sich im Beraterstab der britischen Premierministerin Theresa May, wenn nicht umgehend das ökonomische System reformiert werde, eine Stärkung des Staates eingeschlossen. Das berichtet die britische Zeitung »Guardian« am Mittwoch.

Vor diesem Hintergrund hielt die britische Premierministerin Theresa May zum Abschluss des Parteitages der Konservativen am Mittwoch eine Rede, in der sie ihre Vision eines Großbritannien ausmalte. Es soll eine gerechtere Gesellschaft werden, kündigte sie an. Das Votum der Briten für einen Austritt aus der EU sei »eine einmalige Chance, den Kurs des Landes nachhaltig zu ändern«, sagte May vor den Delegierten in Birmingham. Sie kündigte höhere Ausgaben für den Wohnungsbau, Schulen und Universitäten an. Ihre Partei werde immer im Interesse der durchschnittlichen Arbeiterklasse handeln, sagte May. Gleichzeitig betonte sie, dass die Tories auch die Partei des Unternehmertums sind und zeigte sich optimistisch, was die wirtschaftliche Zukunft ihres Landes außerhalb der EU angeht.

May wendet sich damit deutlich von der Strategie ihres Vorgängers David Cameron ab, der eine Politik der Haushaltskonsolidierung verfolgte. Sie steuert ihre Partei in Richtung mitte-links. Beobachter sehen darin den Versuch, Wähler zu gewinnen, die aus Frustration über ihre wirtschaftliche Situation für den Brexit gestimmt haben. Auch enttäuschte Labour-Anhänger will May wohl mit der Initiative abwerben. Die Briten haben am 23. Juni in einem historischen Referendum für einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union gestimmt.

Derweil kündigte der zurückgetretene Chef der rechtspopulistischen Ukip-Partei in Großbritannien, Nigel Farage, an, übergangsweise wieder die Führung der Partei übernehmen will. Das sagte Farage der BBC am Mittwoch, nachdem bekannt geworden war, dass seine Nachfolgerin Diane James das Amt nach nur 18 Tagen an der Spitze wieder abgeben will. Die Nachfolgerin von Partei-Ikone und Brexit-Verfechter Nigel Farage hatte »persönliche und berufliche Gründe« für ihren Entschluss angegeben. Farage sagte am Mittwoch: »Ich habe heute Morgen mit der Wahlkommission gesprochen und ich bin technisch gesehen immer noch Chef der Partei«, sagte Farage.

Widerspruch kam vom Ukip-Vorsitzenden in Wales, Neil Hamilton, der ebenfalls als vorläufiger Parteichef gehandelt wurde. Hamilton sagte der BBC, er zweifele daran, dass die Parteiführung automatisch wieder an Farage zurückfalle. Es sei Aufgabe des Vorstands, einen Interimschef zu berufen, sagte Hamilton. Agenturen/nd Kommentar Seite 4

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.