Infantinos neuer Plan
Erst forderte der Präsident des Fußballweltverbandes mehr WM-Teilnehmer, jetzt sollen auch noch mehr Ausrichter her
Mehr Teilnehmer, mehr Spiele - mehr Ausrichter? FIFA-Präsident Gianni Infantino schließt bei der Suche nach der besten Reform für die Fußballweltmeisterschaft die erneute Vergabe an mehrere Länder nicht aus. Ein Land alleine könne die zuletzt auf den Tisch gebrachte »Mammut-WM« des Schweizers mit sogar 48 statt 32 Teilnehmern kaum stemmen.
»Stand heute gibt es sehr wenige Länder, die als WM-Gastgeber auftreten und alles Nötige allein organisieren könnten«, sagte der Schweizer der Nachrichtenagentur AFP: »Ich unterstütze die, die ihr gemeinsames Interesse bekunden.« Als erstes Turnier kommt die WM 2026 infrage, bei der alles anders werden soll.
»Es ist ein Projekt, eine Idee - genauso wie bei der WM mit 40 Teilnehmern, die bereits auf dem Tisch liegt«, sagte Infantino, der die Präsidentschaftswahl Anfang des Jahres auch deshalb gewonnen hatte, weil er den vielen »kleinen« unter den 211 FIFA-Nationen die Aufstockung quasi versprochen hatte. Schon deswegen erscheint die Grundsatzentscheidung für die Reform eigentlich nur eine Frage der Zeit zu sein.
Bei Infantinos 48er-WM würde eine Art Vorqualifikation mit 16 Play-off-Partien unmittelbar vor Beginn der üblichen Gruppenphase gespielt werden. In der starten dann wie gehabt 32 Teams. Die 16 besten Mannschaften der Welt wären dafür schon vorher sicher qualifiziert. Ein schwächeres sportliches Niveau befürchtet Infantino durch die zusätzlichen Partien (insgesamt wären es dann 80 Spiele) aber nicht. »Wir haben gesehen, dass eine Endrunde mit 32 Teams das Ideal ist«, sagte der FIFA-Präsident. Die Play-offs würden »mehr Teams mehr Chancen« auf eine WM-Teilnahme einräumen und keinen großen Einfluss auf den Rahmenterminkalender haben. Und für die FIFA wichtig(er): »Aus Sicht der Weiterentwicklung des Fußballs wären das 16 Endspiele, bevor es richtig los geht«, sagte Infantino. Da klingelt die Kasse, denn die Spiele würden sicher teuer verkauft werden.
Alle Gedankenspiele werden zunächst während der nächsten Sitzung des FIFA-Council am 13. und 14. Oktober in Zürich diskutiert, eine Entscheidung soll aber erst Anfang 2017 fallen. Infantino versprach, einen »kugelsicheren und transparenten« Bewerbungsprozess, der »nicht einfach eine politische Entscheidung« sein werde. Noch heute leidet die FIFA unter der Vergabe der Endrunden 2018 und 2022 an Russland und Katar.
Zwei Ausrichter hatte es in der WM-Geschichte erst einmal gegeben: 2002 fand das Turnier in Japan und Südkorea statt. Für 2026 scheint derzeit eine gemeinsame Bewerbung der USA und Kanada möglich. Bei zwei Ländern muss aber nicht Schluss ein.
Infantino war als Generalsekretär der Europäischen Fußball-Union an der Organisation der Europameisterschafen 2008 (Schweiz/Österreich) sowie 2012 (Polen/Ukraine) beteiligt - und er saß in der ersten Reihe, als der Europaverband entschied, das Turnier 2020 gleich in 13 Ländern auszutragen. SID/nd
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