FC St. Pauli solidarisiert sich mit Deniz Naki
Kiezkicker laufen mit Namen und Nummer des Ex-Spielers auf / In der Türkei angeklagter Fußballer zeigt sich gerührt
Die Mannschaftsaufstellung der berüchtigten Kiezkicker vom FC St. Pauli sprach für sich. Lasse Naki, Nummer 23. Jeremy Naki, Nummer 23. Daniel Naki – wieder Nummer 23. Der Zweitligist wandelte bei seinem Testspiel gegen Werder Bremen am Donnerstagabend im Millerntor-Stadion die Nachnamen seiner Spieler ab. Auf allen braunen Shirts prangte in Weiß dieselbe Nummer. Der Verein übte mit der Aktion Solidarität mit seinem Ex-Spieler Deniz Naki, dem in der Türkei fünf Jahre Haft drohen.
Der Klub will auf die aus seiner Sicht ungerechtfertigte Verfolgung des 27-jährigen Profis aufmerksam machen. Vor dem Spiel versammelte sich das Team für Fotos, auf der Kleidung stand zusätzlich: »Für Deniz! Venceremos!« – Wir siegen für dich. Auch während des Spiels gingen die Solidaritätsbekundungen weiter. Dutzende Fans hielten im Block Schilder mit dem Namen des derzeitigen »Amed SK«-Kickers in die Höhe. Bei der Verkündung der neuen Spielernamen skandierten sie in voller Lautstärke mit.
Lediglich die beiden St.-Pauli-Profis mit türkischer Staatsbürgerschaft benannte man korrekt. »Weil so viele Nachfragen kommen: Wir wollen Cenk (Sahin) und Ersin (Zehir) aufgrund der politischen Lage in der Türkei nicht in die Bredouille bringen«, erklärte der Verein am Abend auf Facebook. In den sozialen Netzwerken sorgten die Solidaritätsaktionen unter offenbar türkischen Nationalisten für Unzufriedenheit. Viele andere zeigten sich dagegen erfreut: »Starke Aktion für Deniz Naki und gegen das despotische Verhalten der türkischen Regierung«, schrieb beispielsweise Ergün Arslan.
Die Unterstützung rührte nicht nur viele Fans. »Der Verein ist einmalig. Dass viele Sankt-Paulianer mit dem Herzen bei mir sind, gibt mir Kraft. Ich kann mich nur bedanken«, erklärte Naki anschließend in einem Interview mit der »Tagesschau«.
Die türkische Staatsanwaltschaft hat wegen des Verdachts auf die Verbreitung von »Terrorpropaganda« Anklage gegen den früheren Profi des St. Pauli und des SC Paderborn erhoben. Naki wird vorgeworfen, über Twitter und Facebook für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK geworben zu haben. Es geht laut seiner Aussage um sieben Einträge, für die er ins Gefängnis soll. Am 8. November muss er vor Gericht erscheinen.
Gegenüber der »Tagesschau« wies Naki die Vorwürfe der türkischen Staatsanwaltschaft zurück. »Ich möchte Frieden, egal welche Nationalität oder Religion die Menschen haben.« Bei Kurden würde es aber sehr schnell heißen, man sei Staatsfeind und sympathisiere mit der PKK. »Ich weiß aber, dass ich im Recht bin – und habe daher keine Angst.« Freunde würden ihm nun raten, schnell nach Deutschland zurückzukommen. Naki lehnt diesen Vorschlag jedoch ab. »Ich denke gar nicht daran abzuhauen. Ich habe nichts falsch gemacht.«
Einen Sieg konnte St. Pauli Naki letztlich nicht schenken. Das Spiel gegen Bremen endete 1:1 (1:0). Den Führungstreffer von Maurice Litka (38.) hatte US-Nationalstürmer Aron Johannsson (83.) ausgeglichen. Zurückbleibt dennoch ein in vielerlei Hinsicht gutes Match, das gerade von den St.-Pauli-Kickern mit Hartnäckigkeit und Hingabe gespielt wurde. »Wir hätten dieses Spiel gewinnen können, aber am Ende haben wir dann in einer Standardsituation kurz nicht aufgepasst«, erklärte Trainer Ewald Lienen nach der Partie. Auch »wenn mehr drin gewesen wäre«, sei er dennoch sehr zufrieden mit seiner Mannschaft. Besonders in der zweiten Halbzeit habe man wenig zugelassen und sich selbstbewusst gezeigt.
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