Bombenbauer, verschnürt und abholbereit

Sachsens Polizei »überglücklich« - syrische Mitbürger stellten in Leipzig mutmaßlichen IS-Terroristen

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

»Wir sind geschafft, aber überglücklich: der Terrorverdächtige Albakr wurde in der Nacht in Leipzig festgenommen!«, twitterte die sächsische Polizei am Montagmorgen und heimste Glückwünsche ein. Nachdem Medien über den tatsächlichen Hergang der Festnahme des gesuchten Bombenbastlers Dschaber al-Bakr berichtet hatten, bestätigte die Polizei, »dass Landsleute des Tatverdächtigen diesen in einer Wohnung in Leipzig festhalten haben«. Der Flüchtige hatte den Wohnungsinhaber - ebenfalls ein Syrer - am Leipziger Hauptbahnhof gebeten, bei ihm übernachten zu können. Der willigte ein, informierte jedoch die Polizei. Ein Einsatzzug der Leipziger mussten den inzwischen gefesselten mutmaßlichen Terroristen nur noch in der Wohnung im Leipziger Stadtteil Paunsdorf abholen.

Dschaber al-Bakr soll in Sasa, einem Ort südlich von Damaskus, geboren worden sein. Der junge Mann kam im Februar 2015 nach Deutschland und wurde im Juli vergangenen Jahres als Flüchtling anerkannt. Ein zweiter tatverdächtiger Landsmann war bereits am Freitagabend in Chemnitz festgenommen worden.

Laut Jörg Michaelis, Chef des Landeskriminalamtes Sachsen, hatte der Verfassungsschutz bereits Mitte September »vage Hinweise« auf die Vorbereitung eines Sprengstoffattentats. Man registrierte entsprechende Internetaktivitäten von al-Bakr und ahnte einen Bezug zum Islamischen Staat (IS). Als der Zugriff rings um seine Wohnung im Chemnitzer Fritz-Heckert-Viertel vorbereitet wurde, entwischte der Verdächtige. Bei der Wohnungsdurchsuchung entdeckten die Ermittler dann 1,5 Kilogramm eines Sprengstoffes, der weit gefährlicher als das bekannte TNT sein soll. Es handelt sich um ein Acetonperoxid-Gemisch, auch TATP genannt. Der Sprengstoff wurde im Jahre 1895 vom deutschen Chemiker Richard Wolffenstein in Berlin entdeckt. Da TATP schon bei geringer Hitze, einem Funken, bei Reibung oder einem kleinen Stoß explodiert, wurde er kaum kommerziell genutzt. Dafür ist er bei Terroristen umso beliebter, denn man kann die Grundsubstanzen - Salzsäure, Aceton, Wasserstoffperoxid - im Handel erwerben.

Dieser Bombenstoff wurde im August 2006 von einem Attentäter auf dem Flug von London in die USA genutzt. Spätestens seitdem die 2007 gefasste so genannte Sauerlandgruppe mit solchen Substanzen operierte, sind die Verkäufer solcher Chemikalien von Geheimdiensten sensibilisiert. Das scheint bei IS-Terroristen nicht so bekannt zu sein, denn auch die Attentäter in Paris (November 2015) und Brüssel (März 2016) bauten ihre Bomben aus Acetonperoxid.

Dank für den Zugriffserfolg kam am Montag unter anderem von der Kanzlerin und vom sächsischen Ministerpräsidenten. Sein Innenminister Markus Ulbig, gleichfalls CDU, dankte seinerseits vielen Helfern, in der Aufzählung der Beteiligten spielten jedoch jene, die den mutmaßlichen Terroristen beherzt gestellt haben, keine Rolle.

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