Waffenpause in Aleppo zum Aufrüsten genutzt
Kriegsparteien schlagen nach Fristablauf gleich wieder los
Aleppo. Nach dem Ende der Feuerpause in Aleppo sind die Kämpfe in der geteilten syrischen Metropole wieder erbarmungslos aufgeflammt. In der Nacht zum Sonntag wurden die Rebellenviertel der Stadt nach Angaben von Aktivisten wieder aus der Luft und mit Artillerieschüssen angegriffen, die Aufständischen wiederum feuerten Raketen und Mörsergranaten auf den Westteil der Stadt ab. Die während der Waffenruhe geplanten UN-Rettungsaktionen für Zivilisten scheiterten aus Sicherheitsgründen.
Aleppo ist seit Jahren in einen von den Aufständischen gehaltenen Osten und einen von Regierungstruppen kontrollierten Westen geteilt und schwer umkämpft. Eine von Russland ausgerufene humanitäre Feuerpause endete am Samstagabend nach drei Tagen und schon kurz darauf gab es nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wieder schwere Gefechte zwischen den teils islamistischen Rebellen und den Regierungssoldaten.
In der Nacht flogen dann Kampfjets der Organisation zufolge auch erstmals seit mehreren Tagen wieder Luftangriffe auf Ost-Aleppo. Durch Artilleriefeuer wurden dort mindestens drei Menschen verletzt. Auch ein AFP-Reporter vor Ort berichtete von Gefechtslärm.
Schon vor dem Auslaufen der Kampfpause hatte die Beobachtungsstelle gewarnt, dass sich beide Kriegsparteien wieder für Kämpfe rüsteten. Die syrischen Truppen und die Aufständischen hätten beide »ihre Kräfte gestärkt«, erklärte die in Syrien breit vernetzte Organisation, deren Angaben von unabhängiger Seite schwer zu überprüfen sind. Daher sei nach dem Ende der Waffenruhe ein »massiver Militäreinsatz« zu befürchten.
Die Feuerpause war laut Damaskus und Moskau unter anderem dafür gedacht, dass Zivilisten und sich ergebende Rebellen Aleppo verlassen können. Dazu wurden acht Fluchtkorridore eingerichtet - doch letztlich verließen nur acht verletzte Kämpfer und sieben Zivilisten den Ostteil der Stadt. Die russischen Behörden und das syrische Staatsfernsehen warfen den Aufständischen vor, die Menschen am Verlassen von Aleppo gehindert und Zivilisten als Schutzschilde benutzt zu haben.
Die UNO wiederum erhoffte sich von der Waffenruhe ein Zeitfenster, in dem sie Verletzte und Kranke aus Ost-Aleppo in den Westen der Stadt sowie in die Provinz Idlib und die Türkei bringen kann. Zudem sollten die eingeschlossenen Zivilisten mit Hilfslieferungen versorgt werden.
»Es gibt viele Konfliktparteien und diejenigen mit Einfluss«, sagte David Swanson vom UN-Büro für humanitäre Hilfe (OCHA). »Alle müssen sich einig sein, und das sind sie nicht.« Die Vereinten Nationen riefen Moskau daher auf, die Feuerpause bis Montagabend zu verlängern - dazu lag zunächst aber keine Reaktion Russlands vor.
Moskau ist der engste Verbündete der syrischen Führung von Präsident Baschar al-Assad. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow verteidigte am Samstag die militärische Unterstützung für Damaskus. Er sagte dem Staatssender Rossija-1, es gebe nur zwei Möglichkeiten: Entweder Assad bleibe im Amt oder die Dschihadisten von Fateh al-Scham, der einstigen Al-Nusra-Front, kämen an die Macht. Russland wolle mit seiner Militärintervention dazu beitragen, das »syrische Territorium« von den Dschihadisten zu befreien und eine Teilung des Landes zu verhindern.
Das Weiße Haus warf Damaskus unterdessen eine »Missachtung« internationaler Normen vor, nachdem eine UN-Untersuchungskommission zu dem Schluss gekommen war, dass die syrische Führung in mindestens drei Fällen Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt habe. Die USA würden mit ihren Verbündeten zusammenarbeiten, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, hieß es. Frankreich forderte eine entschlossene Reaktion vom UN-Sicherheitsrat. AFP/nd
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