Pflanzen sollen mehr Proteine liefern

Umweltschützer des WWF und Finanzinvestoren fordern weniger Fleischproduktion

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

In der aktuellen Werbekampagne einer bekannten Supermarktkette heißt es, in den Filialen dieses Einzelhändlers gäbe es ein besonders großes Angebot an regionalen Lebensmitteln. Und auf den ersten Blick stimmt das: Nicht nur die Steaks und Bratwürste an der Theke stammen oft von einem Züchter und Fleischfabrikanten aus der Region. Doch über die komplette Produktionskette sagt das PR-Versprechen »Regionalität« wenig. In ihrem Weltzustandsbericht »Living Planet Report 2016« stellt die Umweltschutzorganisation WWF dann auch fest, dass die Bundesrepublik für die Erzeugung von Agrarprodukten »vor allem die Ressourcen anderer Länder« nutzt.

Besonderes drastisch zeigt sich dies am Beispiel der Fleischproduktion: Etwa die Hälfte der im Ausland für deutsche Lebensmittel genutzten 5,5 Millionen Hektar Anbaufläche wird für den Anbau von Soja und dessen Nutzung für die Tiermast genutzt. Deutlich dahinter liegt mit einer Fläche von 400.000 Hektar der Anbau von Palmöl für Biokraftstoffe, Kosmetik, Nahrungs- und Reinigungsmittel. Was viele Verbraucher nicht wissen: Auch in Tierfutter kommt Palmöl zum Einsatz.

Beim WWF warnen die Experten deshalb, dass die industrielle Fleischproduktion das Agrarprodukt »mit der größten Öko-Belastung« sei. Die schon oft erhobene Forderung überrascht wenig: Für einen »grundlegenden Wandel« müsste der Fleischkonsum deutlich verringert werden und die Produktion wieder stärker im Inland stattfinden. Der WWF fordert allerdings nicht, komplett auf den Konsum tierischer Produkte zu verzichten, sondern »Fleisch in Maßen« zu essen.

Interessanterweise waren es eine Reihe von Finanzinvestoren, die kürzlich in einem Brandbrief an führende globale Nahrungsmittelkonzerne wie Nestle und Kraft Heinz die Forderung stellten, künftig deutlich weniger tierisches und mehr pflanzliches Protein herzustellen. Das »Manager Magazin« schrieb vom »Angriff der Veggie-Investoren« und lag mit seiner Einschätzung gar nicht so falsch: Das Schreiben wurde von 40 internationalen Finanzhäusern unterstützt, die zusammen ein Vermögen von 1,1 Billionen Euro verwalten. Nun mag dieser Brief auch dem Umstand geschuldet sein, dass eine wachsende Zahl von Konsumenten die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Produkten rasant steigen lässt, sich hier also entsprechende Investitionen immer mehr lohnen. Doch viele der genannten Argumente hätten auch aus der Feder des von Kritikern als industrienah bezeichneten WWF stammen können. So argumentieren die Investoren sogar mit einer von ihnen in Auftrag gegebenen Studie, wonach 14,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Fleischproduktion stammen. Die Massentierhaltung sei »ein Rezept für eine Finanz-, eine Sozial- und eine Umweltkrise«. In diesem Punkt sind sich die Umweltschutzorganisation und die Investoren einig. Doch ob das ausreicht, ist zweifelhaft.

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