Roboter für die AfD

Jürgen Amendt über die Berichterstattung der US-Medien zu Trump und die Auswirkungen seines Wahlkamfps auf Deutschland

  • Lesedauer: 3 Min.

Am 8. November ist etwas eingetreten, was für viele Medien in Deutschland und in den USA noch vor einem Jahr für einen schlechten Witz gehalten wurde: Donald Trump wurde zum 45. Präsidenten der USA gewählt. In der Wahlnacht waren auch hierzulande viele TV-Journalisten zwar wortgewaltig, aber letztlich doch sprachlos. Warum nur haben die Wähler nicht auf die Stimmen der Vernunft gehört, die doch in den US-Medien allerorten zu vernehmen waren – so der rote Argumentationsfaden, der sich durch die ersten Stellungnahmen zog, nachdem der Wahlsieg Trumps immer wahrscheinlicher wurde. Fast ganz Hollywood hatte sich schließlich hinter Clinton und gegen Trump gestellt, Nobelpreisträger, Wissenschaftler, Intellektuelle taten es den Filmschaffenden gleich.

Schon einen Tag vor der Wahl lieferte der Journalismusprofessor Stephan Weichert in einem Interview mit dem Mediendienst meedia.de eine erstaunlich klare Erklärung für dieses scheinbare Paradoxon: »Der US-Journalismus hat während des Wahlkampfs versagt. Viele amerikanische Medien haben es schlicht nicht geschafft, ihrem Publikum die Nöte und Sorgen der Trump-Wählerschaft näher zu bringen. Stattdessen war es einigen Top-Journalisten offenbar wichtiger, ihren Lesern und Zuschauern die eigene Cleverness unter Beweis zu stellen.«

Nicht nur der US-Journalismus habe ein »Problem mit der Augenhöhe«, so der Medienwissenschaftler weiter. »Sich nicht auf die Anliegen der kleinen Leute einzulassen, die Dinge von oben herab zu beschreiben oder sich nur am Rande für die Benachteiligung sozialer Randgruppen zu interessieren, halte ich für einen schwerwiegenden Fehler. Das ist der Grund für den Unmut vieler Bürger, der sich in den Lügenpresse-Skandierungen ausdrückt. Eine Aufgabe von Journalisten sollte nicht nur sein, politische Skandale zu enthüllen und Verfehlungen aufzudecken, sondern durch ihre Berichterstattung die individuellen Lebenschancen der Benachteiligten zu verbessern.« Wie Journalisten das aber anstellen sollen, sagt Weichert nicht. Das dürfte auch ein schwieriges Unterfangen sein, hieße das doch, dass das Gros der Medien den neoliberalen Konsens aufkündigen müsste, dass soziale Ungleichheit ein Motor des Wohlstandes einer Gesellschaft ist.

Was Weichert aber sonst vom US-Wahlkampf berichtet, lässt für die Bundestagswahlen 2017 Schlimmes befürchten. Weichert hat den Einsatz sogenannter Social-Bots durch das Wahlkampf-Team von Trump verfolgt. Hinter diesen Bots verbirgt sich eine Software, die vor allem auf Twitter und Facebook Beiträge postet, um z.B. Stimmung für einen politischen Kandidaten zu machen. Das Problem: Bots verfälschen die Statistiken. So war nach dem ersten TV-Duell zwischen Clinton und Trump mehr als jeder dritte Pro-Trump-Tweet von einem »Textroboter« abgesetzt worden. Weichert hält diese Entwicklung für gefährlich, denn in den USA seien viele konventionelle Medien auf diese Polit-PR eingestiegen und hätten deren Stimmungsmache »unreflektiert kolportiert«. Übrigens: Die AfD überlegt bereits, ob sie Social-Bots für ihre Wahlkämpfe einsetzen soll.

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