Aussicht auf das höchste Amt

Christian Prokop gilt als Favorit für den Job des Handballbundestrainers, sollte Dagur Sigurdsson nach der WM gehen

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 3 Min.

»Es ist das höchste Amt im deutschen Handball. Dass ich mich damit beschäftige, ist nur menschlich.« Christian Prokop, Trainer des Bundesligisten SC DHfK Leipzig, bestätigte gegenüber der »Leipziger Volkszeitung« dass er mit dem Vizepräsidenten des Deutschen Handballbundes (DHB) Bob Hanning über den Posten des Bundestrainers gesprochen habe.

Es ist nicht das erste Mal, dass Prokop Anfragen von anderen Klubs erhielt - abgelehnt hat er sie bisher alle. Aber nun geht es um die höchste Stelle im Deutschen Handball, und da kommt der »Trainer des Jahres 2016« ins Grübeln: »Eine Entscheidung gegen Leipzig würde sehr weh tun, wenn man sieht, was wir in den letzten drei Jahren erreicht haben.«

Bob Hanning sagte bereits am Mittwoch, er habe mit Prokop »ein Sondierungsgespräch« geführt. Der DHB-Vize ist auf der Suche nach einem möglichen Nachfolger für Dagur Sigurdsson, sollte der die Ausstiegsklausel in seinem bis 2020 laufenden Vertrag ziehen und das japanische Nationalteam auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vorbereiten. Seitdem die ersten Gerüchte aufkamen, dass der Isländer nach der WM im Januar 2017 wechseln wolle, sondiert Hanning den Trainermarkt. Gebraucht werde »ein Trainer, der in unser System passt. Wir brauchen nicht den Coach mit den meisten Titeln, sondern den Trainer, der die DHB-Philosophie am meisten in sich trägt.«

Alternativen zu Prokop wären auch Markus Baur vom TVB Stuttgart oder der scheidende Nationaltrainer Dänemarks, Gudmundur Gudmundsson. Leipzigs Coach bleibt aber nach den Absagen von Kiels Meistertrainer Alfred Gislason und dem Flensburger Ljubomir Vranjes Favorit. Diese beiden würden von ihren Vereinen keine Freigabe bekommen.

Hanning will bei der Entscheidung auch auf die Leipziger Interessen Rücksicht zu nehmen. »Selbstverständlich wird der Trainer nicht allein die Entscheidung treffen, sondern in erster Linie die Vereinsverantwortlichen« betonte Hanning.

Dass der erst 37-jährige Prokop ein Wunschkandidat des DHB ist, liegt am sportliche Erfolg der Leipziger. Seit 2013 trainiert der in Köthen (Sachsen) geborene ehemalige Bundesligaspieler den SC, seither geht es bergauf. 2015 schaffte der Verein den Aufstieg und nachdem im Sommer der Klassenerhalt gesichert wurde, mischen die Leipziger jetzt die Bundesliga auf: Derzeit steht der Verein auf Platz sechs, hat aber zwei Spiele weniger als die Konkurrenz. Im Viertelfinale des Pokals gegen Ligakonkurrent Hannover hat das Team im Heimspiel gute Chancen, ins Halbfinale vorzustoßen. Kein Wunder, dass Prokop das Interesse des DHB geweckt hat. Der Trainer bleibt aber bescheiden: »Dass ich weit oben auf der Liste stehe, habe ich meiner Mannschaft und dem Verein zu verdanken«.

Für den SC DHfK würde Prokops Weggang einen Rückschlag bedeuten. Gerade erst vor fünf Wochen hat der Geschäftsführer der Leipziger, Karsten Günther, den Vertrag mit Prokop bis ins Jahr 2021 verlängert. Da es keine Ausstiegsklausel geben soll, wäre wohl eine Ablösesumme fällig. Der DHB habe ihn über das Gespräch informiert, teilte Günther mit. »Aber es gab keine Anfrage, alles Weitere ist aktuell völlig offen und öffentliche Spekulation, an der wir uns nicht weiter beteiligen wollen.« Der Geschäftsführer will sich vor allem auf das Heimspiel gegen Minden am Sonntag konzentrieren, die Trainerdiskussion stört da nur.

Und noch hat sich der Bundestrainer ja noch nicht zum Abschied entschlossen. Leipzigs Aufsichtsratmitglied Stefan Kretschmar setzt auf einen Verbleib Sigurdssons: »Ich hoffe, dass der DHB ernsthaft und mit aller Konsequenz alles dafür tut, um Dagur zu halten«, sagte der frühere Weltklasse-Linksaußen. Es wäre die einfachste Lösung für Leipzig.

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