Vollwandel bei Volkswagen
Kurt Stenger über die Neuaufstellungspläne bei VW
Volkswagen ist Spitze – aber nur bei der laufenden Rallye-WM, wo den Wolfsburgern wieder mal ein Sieg winkt. Dies ist vielleicht Sinnbild für die Lage bei VW: In vorsintflutlich anmutenden Bereichen dominiert die Automarke, die gleichzeitig absehbare Entwicklungen im Bereich der Mobilität zu verschlafen droht. Dies war auch die zentrale Botschaft des Abgas-Skandals: Volkswagen ist nicht mehr in der Lage, die Autos der Zukunft zu bauen und zu betreuen. Selbst aktuelle Abgasgrenzwerte sind nur noch mit blankem Betrug zu schaffen.
VW in Niedersachsen war bisher das Paradebeispiel, dass ein anderer, gezähmter Kapitalismus möglich ist – dank des Interessenausgleichs zwischen Beschäftigen, Gewerkschaft, Staat und einer Kernaktionärsfamilie. Dies sorgte für Stabilität, aber eben offenbar auch für Erstarrung. Auch in Sachen Profitabilität rückte man im Vergleich zu den großen Konkurrenten Toyota und GM weit ins Hintertreffen.
Nun sucht das Unternehmen den Befreiungsschlag – wie man das kapitalistisch so macht: mit massivem Stellenabbau und Kostensenkung. Immerhin konnte der einflussreiche IG-Metall-Betriebsrat Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verhindern. Auch wenn der Vollwandel von den Beteiligten mit allerlei Superlativen angepriesen wird – der Erfolg bleibt fraglich. In Sachen Elektromobilität, der die Zukunft gehört, sind Tesla, einige chinesische Autobauer und selbst der bayerische Dino BMW weit vorneweg. Sicher ist nur die Kürzung: Die Rallye-WM wird künftig ohne VW auskommen müssen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.