Westliche Individuen
Europa, ein Kontinent der Auswanderer: Menschen fliehen in Massen vor Perspektivlosigkeit. Jenseits des Atlantiks wächst an der Schwelle zum 20. Jahrhundert eine Welt heran, die sich bald als ebenbürtige Konkurrenz zu den alten Kolonialmächten erweist.
Die Schriftstellerin Gertrude Stein verdichtet diese Epoche zu einer monumentalen Familien-Saga und schafft eines der großen Kultwerke der Avantgarde. Mit einer radikalen Poetik befragt sie nicht nur die Befindlichkeit des westlichen Individuums, sondern entwirft eine neue Form der Geschichtsschreibung für die, die bisher dort keinen Platz fanden. Die Autorin nennt ihren Roman im Untertitel die Geschichte vom Werdegang einer Familie. Er durchschreitet drei Generationen zweier europäischer Familien, die Mitte des 19. Jahrhunderts in die USA auswandern. Die Migrationsgeschichten werden als Erfolg erzählt, als Fortschritt, und zugleich werden analytisch genaue Psychogramme der Protagonisten entworfen.
Die Autorin schafft eine Stimmung von konstantem Aufbruch, um überraschende, sich stets verändernde Weltansichten zu vermitteln. Marcel Schwald, Regisseur der Romanadaption »The Making of Americans« geht direkt auf das Publikum zu und fordert eine Auseinandersetzung. nd
1.12., Theaterdiscounter, Klosterstraße 44, Mitte
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