Hunger auf Kanonenfutter
Das Verteidigungsministerium stellte ein neues Rekrutierungskonzept vor
Berlin. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) braucht mehr Soldaten. Nun sollten auch Schulabgänger ohne Abschluss eine Chance bekommen, heißt es in einem Konzept, das die Ministerin am Donnerstag vorlegte. Auch die Altersgrenzen sollen in bestimmten Bereichen gelockert werden. Dies hält die Ministerin für eine »sehr moderne, offene, breite Personalstrategie«.
Bewerbern ohne Schulabschluss will die Bundeswehr anbieten, denselben bei der Truppe nachzuholen, wenn sie sich als Zeitsoldaten verpflichten. Dafür soll - nach einer Analyse der »Bildungsfähigkeit« - eine »auf die individuellen Bedürfnisse maßgeschneiderte Förderung« sorgen.
Die bisherige Altersgrenze von 30 Jahren bei Mannschaftsdienstgraden soll für Bewerber mit besonderem fachlichen Können nicht mehr gelten. Dies gilt besonders für Bereiche, in denen der Bedarf der Bundeswehr besonders hoch ist, etwa im Sanitätsdienst oder IT-Bereich. Auch würden in diesen Bereichen »die körperlichen Anforderungen« in den Hintergrund treten.
Von der Leyen will außerdem, wie schon im Frühjahr angekündigt, »in Ausnahmefällen« auch EU-Ausländer gewinnen. Die Möglichkeiten dafür sollen aber noch geprüft werden. »Es ist nicht die Nationalität alleine, der Pass, der uns eint in der Bundeswehr, sondern das ist der Eid, der gesprochen wird«, so die Ministerin. Auch sollen mehr Frauen und Quereinsteiger geworben werden. Künftig will man auch Zeitsoldaten für bis zu 25 Jahre verpflichten.
Bis 2025 solle ein modernes Personalmanagement aufgebaut werden, das Soldaten neue Karrierepfade eröffne. Man solle die Truppe »qualifizierter verlassen«, als man eingetreten sei. Auch die Vereinbarkeit von Dienst und Privat- oder Familienleben soll besser werden.
Erneut stellte sich von der Leyen gegen eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht. »Es wäre völlig falsch, jetzt darüber zu diskutieren«, sagte sie. »Das würde unser Problem nicht lösen.« Die Wehrpflicht habe die Bundeswehr »eher etwas behäbig« und mit ihrer Fokussierung auf junge Männer »eindimensional« gemacht.
Im Kampf gegen die Personalnot bei der Bundeswehr soll es erste Erfolge geben. Ein Ministeriumssprecher sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, von den im März offenen 700 militärischen und zivilen Stellen als IT-Administratoren seien bereits 67 Prozent besetzt. AFP/nd
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