Hollande kapituliert

Machtkampf bei französischen Sozialdemokraten um Präsidentschaftskandidatur

  • Lesedauer: 2 Min.

Paris. Der spektakuläre Verzicht des französischen Staatspräsidenten François Hollande auf eine erneute Kandidatur führt zu einem Machtkampf in seiner sozialdemokratischen Partei. Es wird erwartet, dass Premierminister Manuel Valls antritt - doch gegen ihn dürfte es heftigen Widerstand vom linken Flügel der Parti Socialiste (PS) geben. Mehrere Gegner haben bereits ihren Hut in den Ring geworfen, darunter der Ex-Minister und langjährige Hollande-Widersacher Arnaud Montebourg.

Valls erklärte am Freitag bei einem Auftritt im ostfranzösischen Nancy, er wolle die Bilanz der fünfjährigen Amtszeit von Hollande verteidigen. Zu seinen persönlichen Absichten äußerte er sich nicht im Detail.

Der 54-Jährige hatte in den vergangenen Wochen mehrfach erklärt, er wolle sich der Vorwahl der Linken im Januar kommenden Jahres stellen, falls Hollande nicht antrete. Unklar ist, ob Valls als Wahlkämpfer Regierungschef im Matignon-Palast bleibt - oder er das Amt an ein anderes Regierungs-Schwergewicht abgibt. Spekuliert wird über Bernard Cazeneuve (Inneres) oder Jean-Yves Le Drian (Verteidigung).

Hollande hatte am Donnerstagabend überraschend eingeräumt, er habe im eigenen Lager keinen breiten Rückhalt mehr. Wegen katastrophaler Umfragewerte und Widerstands im eigenen Lager konnte sich der 62-Jährige zuletzt wenig Hoffnungen auf weitere fünf Jahre im Élyséepalast machen.

Politiker des linken Spektrums sprachen von einer würdigen Entscheidung im Interesse des Landes. Die Opposition wertete die Ankündigung dagegen als Eingeständnis des Scheiterns. Der konservative Präsidentschaftskandidat François Fillon schrieb auf Twitter: »Diese Amtszeit endet in politischem Chaos und Auflösung der Macht.« dpa/nd Seite 5

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!