Der Ton wird schärfer
Tichtennispräsident Thomas Weikert stellt Alfons Hörmanns Eignung als DOSB-Präsident infrage
Es geht um Stil und Manieren - und bald um Alfons Hörmanns Job? Im Streit mit dem DOSB-Präsidenten verlangt Tischtennisboss Thomas Weikert so entschlossen wie bislang niemand vor ihm tugendhaftes Handeln von Hörmann. Und er stellt in diesem Zusammenhang sogar dessen Eignung als höchster deutscher Sportfunktionär infrage.
»Was ich von ihm erwarte, ist Demut vor dem Amt und einen aufrichtigen und korrekten Umgang mit seinen Mitmenschen«, sagte Weikert, der Präsident des Tischtennis-Weltverbandes ITTF, im Interview: »Sollte er in diesen Punkten keine Fortschritte zeigen, dann kommt man vielleicht irgendwann tatsächlich zu dem Ergebnis, dass Alfons Hörmann für den Job nicht geeignet ist.«
Er denke zwar nicht, dass man sofort »nach Rücktritt schreien« sollte, sagte Weikert, für ein abschließendes Urteil sei es zu früh. Jeder habe eine zweite Chance verdient - »die sollte er aber bald auch nutzen.«
Weikert, Rechtsanwalt aus Limburg an der Lahn, ist von Hörmann persönlich bitter enttäuscht und macht daraus seit Wochen keinen Hehl. Nun erhöht er den Druck, und weiterhin bezichtigt er Hörmann der Lüge.
»Ich habe mit Alfons Hörmann in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet, ich bin mit ihm per Du. Dass er jetzt Dinge behauptet, die nachweislich falsch sind, etwa, dass wir uns in großer Runde über die Neustrukturierung der Trainerakademie unterhalten haben sollen - das geht einfach nicht«, sagte Weikert.
Nach Meinung des 55-Jährigen, der sich im Mai als ITTF-Präsident zur Wiederwahl stellt, hat Hörmann in den vergangenen Wochen bei zahlreichen DOSB-Mitgliedern viel Kredit verspielt. »Ich erwarte, dass von ihm etwas kommt, und im Übrigen erwarten das auch die Mitarbeiter der Trainerakademie und mit ziemlicher Sicherheit noch viel, viel mehr Vertreter im deutschen Sport, die das nicht in Ordnung finden, was Alfons Hörmann zuletzt gemacht hat.« Auf die geforderte persönliche Entschuldigung wartet Weikert noch immer, für ihn ist sie Voraussetzung für das von Hörmann angekündigte klärende Gespräch. »Klar können wir uns aussprechen, das ist immer sinnvoll, dazu bin ich auch gerne bereit. Voraussetzung ist aber, dass er entsprechend der Würde seines Amtes auf mich zugeht - zuletzt hat er dies mitunter vermissen lassen.«
Nach Weikerts Darstellung hatte Hörmann ihn schriftlich und ohne vorherige Absprache zum Verzicht auf das Amt des Vorstandsvorsitzenden des Trägervereins an der DOSB-Trainerakademie in Köln aufgefordert. Hörmann bestreitet dies und verwahrt sich gegen den Vorwurf, stillos gehandelt zu haben. Die mächtige Sprechergruppe der deutschen Verbandspräsidenten, der Weikert als Ex-Chef des Deutschen Tischtennis-Bundes (bis 2015) noch immer angehört, sieht den Fall als erwiesen an. Sie hat Hörmann scharf für sein »befremdliches« und »diskriminierendes« Verhalten gerügt. Noch zu einem Zeitpunkt, als er den entsprechenden Brief bereits erhalten hatte, leugnete Hörmann öffentlich, dass sich die Spitzenverbände in der Causa positioniert hätten. Hörmann war zuletzt wegen weiterer missglückter Kommunikationsversuche in die Kritik geraten. Neben dem Fall Weikert stieß vielen seine missverständlichen Äußerungen während der Vorstellung der Spitzensportreform in Berlin auf, als er von Zustimmung aus den Reihen der Athleten sprach, die in dieser Form gar nicht vorhanden war.
»Vielleicht will er Themen zu schnell durchziehen, vielleicht will er mit aller Macht Unterstützung suggerieren, die möglicherweise gar nicht da ist. Vielleicht glaubt er, Themen in seinem Sinne aussitzen zu können«, sagte Weikert: »Vielleicht benötigt der deutsche Sport aber einfach mehr Zeit zur Reflexion und zur Entscheidungsfindung, als er ihm zugesteht.«
Hörmann hatte vor der Mitgliederversammlung angedeutet, es könnte eine Kampagne gegen ihn laufen - Weikert widersprach: »Nein, das muss ihm einfach mal klar werden: Ihm will niemand etwas! Es ist gut, dass die Leistungssportreform vorangebracht wird, Änderungen im deutschen Sport, die Alfons Hörmann ja auch forciert, sind unbedingt notwendig. Es geht aber nichts im Hauruck-Verfahren. Die Leute müssen mitgenommen werden, und das ist bei ihm zu selten der Fall.« SID
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