Eine Chance für Aleppo vertan
Roland Etzel zur OSZE-Tagung in Hamburg
Die OSZE ist die letzte wichtige, noch verbliebene Plattform für den Dialog des Westens mit Russland - Gernot Erler, Russland-Beauftragter der Bundesregierung, wurde am Freitag beim OSZE-Treffen in Hamburg nicht müde, das zu betonen. Recht hat er, mit der Einschränkung, dass es soweit nicht hätte kommen müssen. Andere Dialogkanäle gen Osten zuzuschütten - daran war und ist die Bundesregierung zumindest mitbeteiligt.
Und ein Sinneswandel ist nicht in Sicht. Wenn Erler den Nutzen des Treffens darin sieht, deutlich zu machen, »wie sehr die internationale Gemeinschaft das Verhalten Russlands in Syrien kritisiert«, dann hat er erstens die Vorwürfe des russischen Außenministers bestätigt, der zu einem Ende der gegenseitigen Vorwürfe und Ultimaten aufgerufen hatte. Und zweitens hat Erler seinen Dialogwunsch selber konterkariert.
Gerade nachdem Lawrow in Hamburg die Feuerpause für Aleppo verkündet hatte, wäre Gelegenheit gewesen, die regierungsfeindlichen Milizen in einem gemeinsamen Appell zur Einstellung des Kampfes aufzufordern und die Bevölkerung von Aleppo nicht länger als lebende Schutzschilde in einem militärisch sinnlos gewordenen Krieg zu missbrauchen. Diese Chance wurde nicht genutzt, wohl nicht einmal gesucht. An der mangelnden Dialogmöglichkeit hat es nicht gelegen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.