Träumen erlaubt
Erstmals seit 2008 könnten deutsche Handballerinnen wieder ein EM-Halbfinale erreichen
Die deutschen Handballerinnen dürfen erstmals seit acht Jahren wieder vom EM-Halbfinale träumen, doch nach außen geben sich Bundestrainer Michael Biegler und seine »Ladies« trotz der Gala beim 26:19 (14:10) gegen Serbien weiter zugeknöpft. »Das war eine tolle Leistung der Mannschaft. Aber ich fange nicht an zu rechnen, das Halbfinale ist erst einmal nicht das Ziel. Ich träume nicht«, sagte Biegler nach dem perfekten Start in die Hauptrunde.
Der Blick auf die Tabelle, die Deutschland mit 4:2 Zählern vor den punktgleichen Rivalen Niederlande und Frankreich anführt, sorgt bei den deutschen Spielerinnen zwar für ein Dauergrinsen. Doch das Wort Halbfinale nehmen sie vor dem Duell mit Spanien (0:6) an diesem Montag nicht in den Mund. »Kein Thema, darüber denken wir überhaupt nicht nach«, versicherte Rechtsaußen Svenja Huber. »Vom Halbfinale redet in unserer Mannschaft niemand. Wir konzentrieren uns auf Spanien und Schweden, das werden zwei harte Brocken«, sagte die Dortmunderin. Der EM-Gastgeber ist am Mittwoch letzter Hauptrundengegner.
Vier ihrer nun 24 Turniertreffer steuerte Deutschlands bisher beste EM-Werferin am Samstag in Göteborg zum ungefährdeten Erfolg gegen Serbien bei. »Das war ein souveräner Sieg, weil wir es geschafft haben, länger unseren Matchplan durchzuziehen«, sagte Huber. Im ersten Hauptrundenspiel glänzte die Biegler-Truppe als Team, ließ sich auch von 18 Strafminuten nicht aus dem Rhythmus bringen und hatte nach 43 Minuten beim 20:12 das Spiel entschieden. »Wir haben von Anfang an dominiert und den Vorsprung diesmal klar ins Ziel gebracht«, stellte Rückraumspielerin Kim Naidzinavicius zufrieden fest.
In der Vorrunde hatte das deutsche Spiel noch einige Male gestockt, dieses Mal überzeugte das Team über weite Strecken. »Die Ladies haben mich überrascht, dass sie so lange die Struktur aufrechterhalten haben. Wir hatten einen guten Plan für die Abwehr, wir haben diesen Plan durchgezogen und das Spiel nicht mehr aus der Hand gegeben«, lobte Biegler. »Ich habe größten Respekt vor den Spielerinnen, denn sie haben einen exzellenten Job abgeliefert.«
Gewinnt die DHB-Auswahl die beiden noch ausstehenden Partien, steht sie erstmals seit 2008 wieder in der Vorschlussrunde eines großen Turniers. Angst vor den ausstehenden Aufgaben muss die deutsche Mannschaft nicht haben. Gegen Schweden gab es in den letzten beiden Testspielen jeweils ein Remis, gegen Spanien wurde Anfang Oktober einmal hoch gewonnen und einmal knapp verloren. »Wir haben keinen Druck und machen uns auch keine großen Gedanken um die nächsten Spiele«, sagte Spielführerin Anna Loerper.
Zumal das gesamte Team eine überragende Clara Woltering hinter sich weiß. Gegen Serbien wurde die Dortmunderin zum zweiten Mal nacheinander zur besten Spielerin gekürt. Keine andere Torhüterin hat bei der EM bisher mehr Würfe abgewehrt als die zweimalige Champions-League-Siegerin, die es nach vier Spielen auf sensationelle 46 Paraden bringt. Selbst der oft kritische Bundestrainer lobte: »Clara ist schon klasse.« dpa/nd
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!